Kommentar |
Obwohl Geistliche Spiele ein Massenmedium des Mittelalters und der Frühen Neuzeit sind, zu dem im Unterschied zur höfischen Literatur breite Bevölkerungsschichten Zugang hatten, führten sie in der Forschungsgeschichte der germanistischen Mediävistik lange Zeit ein Schattendasein. Erst in der jüngsten Vergangenheit stoßen die theatralen Bearbeitungen der biblischen und legendarischen Berichte von der Geburt, dem Leben und Sterben Jesu sowie von Heiligen auf ein zunehmendes Interesse in der Forschung. Für die Seminardiskussion bietet sich somit die Chance an den verschiedenen aktuellen Diskursen über diese variantenreiche Gattung, die zwischen Theater und Gottesdienst, Spiel und Ritual angesiedelt ist, teilzuhaben und diese am Beispiel verschiedener Spieltypen, die wir im SE gemeinsam analysieren werden, produktiv weiterzuführen. Dabei werden neben der sprachlichen Form der Spiele, ihren Themen und Motiven auch Fragen zur Überlieferung, den kulturellen Entstehungs- und den rekonstruierten Aufführungsbedingungen sowie ihrer Funktion diskutiert werden. Für das Gelingen des Seminars sind eine regelmäßige Anwesenheit und aktive Mitarbeit notwendig. Grundlage dafür ist die Vorbereitung der Sitzungen durch die intensive Lektüre der ausgewählten Spiele. Darüber hinaus soll eine Sitzung allein oder durch eine Arbeitsgruppe in besonderem Maße, d. h. unter Hinzuziehung von Forschungsbeiträgen, vorbereitet und die so gewonnenen Kenntnisse dem SE mündlich und schriftlich, z. B. in Form eines Handouts, zur Verfügung gestellt werden. Seminarbegleitend ist eine Exkursion nach Neuzelle mit dem Besuch der Stiftskirche und dem Museum Himmlisches Theater geplant, für die bereits ein finanzieller Zuschuss durch die Universität bewilligt wurde. |