Kommentar |
Flüsse sind überlebenswichtige Ressourcen, vielbefahrene Handelswege, identitätsstiftende Erinnerungs- und Projektionsräume, Grenzlinien und Fluchtrouten, politische Konfliktzonen und – wie Dürren und Überflutungen weltweit zeigen – Schauplätze klimatischer Veränderungen und Katastrophen. Das SE fragt danach, was Flüsse zu erzählen haben – in hydrologischer, historischer, wirtschaftlicher, kultureller und politischer Hinsicht – und interessiert sich dafür, was bzw. wie über Flüsse erzählt wird. Es gibt wohl kaum eine Landschaft, die dieselbe poetologische Wirkung entfalten konnte wie der Fluss. Fließende Gewässer eröffnen Zugänge zu unwegsamen Geländen, sie stiften Verbindungen, bergen Verdrängtes und tragen Tradiertes an neue Ufer. Anhand ausgewählter literarischer (z. B. Joseph Conrad: Heart of Darkness (1899), Émile Zola: Die Überschwemmung (1882), Ingeborg Bachmann: Undine geht (1961), Esther Kinsky: Am Fluss (2014), Christoph Ransmayr: Der Fallmeister (2021)) und filmischer (Christian Petzold: Undine (2020)) Flusserzählungen sollen die Erzählweisen und Bilder untersucht werden, welche sich mit Darstellungen von Flüssen verbinden, sowie die kulturellen und gesellschaftlichen Kontexte, in die sie jeweils eingebettet sind. Der Leistungsnachweis kann über die Mitarbeit in einer Expert:innen-Gruppe (gemeinsamer Impulsbeitrag und Thesenpapier zu einer Sitzung) erbracht werden. Das SE findet in Verbindung mit den Mosse Lectures statt, deren Schwerpunktthema im Sommersemester 2022 „Welt im Fluss“ lautet. Siehe https://www.mosse-lectures.de/. |