Kommentar |
Der Europa-Diskurs – einschließlich des politischen – ist abhängig von einem vorgängigen Europa der Literatur. Dieses literarische Europa reicht bis ins Mittelalter hinein, war jedoch noch zu Zeiten beispielsweise von Victor Hugos berühmter Eröffnungsrede des Internationalen Friedenskongresses zu Paris am 21. August 1849, in der er die „Vereinigten Staaten Europas“ heraufbeschwor, ein eher randständiges Thema. Erst der „Schuss von Sarajevo“, so jedenfalls Paul Claudel 1947, hat ein nicht zuletzt im Hinblick auf mögliche politische Ausgestaltungen konkreteres Nachdenken seitens der Literatur über Europa initiiert, das in den 1920er und 1930er Jahren einen Höhepunkt fand, vor allem in der Essayistik. Die Konjunktur dieses Nachdenkens über Europa nahm dabei nicht selten in der Diskussion über die (Zukunft der) deutsch-französischen Beziehungen ihren Ausgang. Das SE möchte diese Europa-Diskussion der Zwischenkriegszeit anhand von inzwischen zu ‚Klassikern‘ gewordenen wie auch von weniger bekannten, aber nicht minder bedeutenden Texten in Ausschnitten nachzeichnen. Neben den Fragen danach, welche Europa-Visionen es gab, aus welchen Kontexten heraus sie entstanden und welche Hoffnungen mit ihnen verbunden waren, soll auch die Frage nach ihrer möglichen heutigen Aktualität die Lektüren leiten. Erwartet wird die Übernahme eines Referats. |
Literatur |
Zur Vorbereitung auf das SE wird die Lektüre folgender Bücher empfohlen: Grunewald, Michel / Bock, Hans Manfred (Hg.): Le discours européen dans les revues allemandes (1918-1933) / Der Europadiskurs in den deutschen Zeitschriften (1918-1933). Lang, Bern u.a. 1997. Lützeler, Paul Michael: Die Schriftsteller und Europa. Von der Romantik bis zur Gegenwart. Piper, München 1992 (oder: Nomos, Baden-Baden 1998). Schickele, René: Blick auf die Vogesen. Roman (= Das Erbe am Rhein. Zweiter Roman). S. Fischer, Berlin 1930 (1927). |