Kommentar |
Auserwählte Figuren sind nahezu allgegenwärtig in der fantastischen Kinder- und Jugendliteratur. Manche sind durch Prophezeiungen für ein besonderes Schicksal bestimmt, andere mit besonderen Gaben gesegnet oder verflucht. Auserwähltheit markiert die Einzigartigkeit einer Figur, ihre Differenz von der Norm. Sie kann als Bürde oder Privileg inszeniert werden, als Ausgrenzung oder stardom. Was macht dieses Motiv so fruchtbar für die Kinder- und Jugendliteratur – und so erfolgreich? Im Seminar werden wir gemeinsam relevante philosophische, theologische und soziologische Diskurse aufarbeiten, um die lange Dauer dieser Erzähltradition besser zu verstehen. Wir werden über Determinismus, Providenz und hierarchische Gesellschaftskonzepte nachdenken und analysieren, wie die Kinder- und Jugendliteratur diese Konzepte aufgreift, bearbeitet oder unterläuft. Neben der vollständigen Lektüre von Michael Endes „Die unendliche Geschichte“ werden wir Ausschnitte aus verschiedenen deutschsprachigen und internationalen Texten lesen (unter anderem Otfried Preußlers „Krabat“, Wolfgang Hohlbeins „Midgard“, Nnedi Okorafors „Who Fears Death“ und China Miévilles „Un Lun Dun“). Im Rahmen der speziellen Arbeitsleistung, die Sie für dieses SE erbringen sollen, werden Sie einen dieser Texte theoretisch aufarbeiten und Ihren Mitstudierenden präsentieren. |