Kommentar |
Philipp Jarnach (1892–1982), in den 1920er Jahren ein herausragender Vertreter der Neuen Musik und mit seiner Kammermusik der gefragteste Komponist bei den Donaueschinger Musiktagen, ist heute vor allem für seine Vervollständigung von Ferruccio Busonis Fragment gebliebener Oper Doktor Faust bekannt (1925). Nach Beginn des Ersten Weltkriegs hatten sich beide im gemeinsamen Zürcher Exil kennengelernt; 1921 folgte Jarnach Busoni nach Berlin, wo er als dessen rechte Hand fungierte, sich daneben aber auch als Komponist, Musikfunktionär und Kritiker etablieren konnte. Der Briefwechsel zwischen Busoni und Jarnach umfasst die ganze Zeitspanne ihrer Bekanntschaft und Zusammenarbeit (1915–1924); ihn im Rahmen der Online-Edition «Ferruccio Busoni – Briefe und Schriften» herauszugeben, ist Gegenstand und Ziel unseres Seminars.
Im Rahmen der Einführung werden Standardtools und -workflows der digitalen Textedition vermittelt, insbesondere der XML-Standard TEI sowie die Arbeit mit dem oXygen XML Editor (Vorkenntnisse sind nicht erforderlich). Wir werden üben, die Quellen zu entziffern und in XML-Code zu überführen sowie Schreibungen gemäß den Editionsrichtlinien zu vereinheitlichen. Auf die Textsicherung folgt die inhaltliche Erschließung über den sogenannten Stellenkommentar, der den zum Verständnis nötigen Kontext bereitstellen soll. Die Teilnehmer/innen werden dabei kollaborativ an redaktionellen Prozessen mitwirken, wie sie im analogen wie im digitalen Editionsgeschäft der gängigen Berufspraxis entsprechen. Auch schriftliche Modulabschlussprüfungen können in Form von digital zu edierenden Briefen erbracht werden. |
Literatur |
- Ferruccio Busoni – Briefe und Schriften, hrsg. von Christian Schaper und Ullrich Scheideler, Berlin 2016 ff.
- Freiheit für die Tonkunst!, hrsg. von Johanna Heinen u.a., Kassel/Berlin 2016.
- Ferruccio Busoni. Briefe an seine Frau. 1889–1923. Gesamtausgabe, hrsg. von Martina Weindel, 2 Bde., Wilhelmshaven 2015.
- Albrecht Riethmüller (Hrsg.), Busoni in Berlin. Facetten eines kosmopolitischen Komponisten, Wiesbaden 2004.
- Susanne Fontaine, Busonis „Doktor Faust“ und die Ästhetik des Wunderbaren, Kassel u. a 1998.
- Stefan Weiss, Die Musik Philipp Jarnachs, Köln 1996.
- Tamara Levitz, Teaching new classicality. Ferruccio Busoni’s master class in composition (European university studies 36:152), Frankfurt a. M. u. a. 1996.
- Philipp Jarnach, Schriften zur Musik. Mit Einführung und Werkverzeichnis, hrsg. von Norbert Jers, Berlin 1994.
- Ferruccio Busoni. Selected Letters, hrsg. von Antony Beaumont, London u. a. 1987.
- Jürgen Kindermann, Thematisch-chronologisches Verzeichnis der musikalischen Werke von Ferruccio B. Busoni (= Studien zur Musikgeschichte des 19. Jahrhunderts 19), Regensburg 1980.
- Hans Heinz Stuckenschmidt, Ferruccio Busoni. Zeittafel eines Europäers, Zürich u. Freiburg i. Br. 1967.
- Gerda Busoni, Erinnerungen an Ferruccio Busoni, hrsg. von Friedrich Schnapp, Berlin 1958.
- Ferruccio Busoni, Wesen und Einheit der Musik, hrsg. von Philipp Jarnach u. a., Berlin-Halensee 1956.
- Edward J. Dent, Ferruccio Busoni. A Biography, London 1933.
Hans Jelmoli, Ferruccio Busonis Zürcherjahre, Zürich 1929. |