Kommentar |
Das Leben in der DDR wird heutzutage mit sehr widersprüchlich anmutenden Fotografien bebildert: Die einen sind farbig und zeigen Neubauten mit fröhlichen Menschen, die anderen in Schwarz-Weiß die Tristesse der unsanierten Altbau-Viertel. Die Farb-Fotografien folgten der staatlichen Bildpolitik und sollten die Errungenschaften der sozialistischen Gesellschaft präsentieren. Heute werden sie oft als reine „Propagandabilder“ gedeutet. Die in Graustufen gehaltenen Fotos verstanden sich als Gegen-Bilder und stammen oft von freien Foto-Künstlern. Sie erscheinen im Rückblick (und in der westdeutschen Außenperspektive) als besonders „authentisch“. Doch auch die Farbfotografien zeigen Facetten des Lebens in der DDR. Ebenso die unzähligen privat geknipsten oder mit der Filmkamera gedrehten Bilder, die wiederum eigenen Logiken folgen. Hinzu kommen von der Staatssicherheit produzierte Bilder. Die Übung will erkunden, wie wir solche unterschiedlichen Bildquellen heute für die zeithistorische Forschung nutzen können. Was zeigen sie und wie können wir sie lesen? Wer produzierte sie mit welcher Motivation? Wer bestimmte über ihre Verwendung? Und wie prägen sie heute die Erinnerung an die DDR? |
Literatur |
Gerhard Paul, Visual History, Version: 3.0, in: Docupedia-Zeitgeschichte, 13.03.2014,
URL: http://docupedia.de/zg/paul_visual_history_v3_de_2014
Karin Harteweig/Alf Lüdtke (Hg.), Die DDR im Bild. Zum Gebrauch der Fotografie im anderen deutschen Staat, Göttingen 2004.
Stefan Wolle, Die Welt der verlorenen Bilder. Die DDR im visuellen Gedächtnis, in: Gerhard Paul (Hg.), Visual History. Ein Studienbuch, Göttingen 2006, S. 333-352.
Annette Vowinckel, Agenten der Bilder. Fotografisches Handeln im 20. Jahrhundert, Göttingen 2016, S. 255-260 und S. 340-357. |