Kommentar |
In jüngster Zeit zeichnet sich ein Paradigmenwechsel in der Auseinandersetzung mit Ostdeutschland ab. Aus einem Unbehagen mit dem dominanten modernisierungstheoretischen Paradigma, bei dem der vermeintlich rückständige „Osten“ an einem idealisierten Bild des fortschrittlichen „Westens“ gemessen wird, treten nun Ambivalenzen, Widersprüche und Verflechtungen stärker in den Mittelpunkt. Damit einher gehen neue Darstellungsformen, ein subjektiverer Blick, der zunächst vor allem in Literatur, Kunst, Film und Journalismus zum Ausdruck kommt. Es werden lange vergessene Stimmen wiederentdeckt sowie neue Schwerpunkte gesetzt, etwa Erfahrungen von Migration in der DDR oder die Neuverortungen der Nachwendegeneration. In diesem Lektüre-Seminar werden wir uns mit solchen Neuerscheinungen zu Ostdeutschland aus unterschiedlichen Genres beschäftigen und dabei auch das Verhältnis von ethnografischen zu literarischen Beschreibungen reflektieren.
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