Obwohl Horror als Genre und ästhetische Kategorie längst facettenreich und interdisziplinär untersucht wird, konzentriert sich die Forschung in der Regel auf die Moderne; antike Texte finden dabei hauptsächlich Erwähnung als Quellen traditioneller Narrative. Richtet man den Blick durch die Linse des Genrebegriffs "Horror" jedoch auf die griechischen und lateinischen Texte, Bilder und kulturellen Praktiken selbst, ergeben sich völlig neue und spannende Zugriffe - sowohl auf den modernen Diskurs als auch auf die antiken Werke und ihr kulturelles Umfeld.
Im 1. Teil des Projekttutoriums "Figuren des Monströsen in antiken Texten" (WiSe 21/22) erarbeiten wir zunächst einen breiten Überblick über antike Texte (u.a. Homer, Horaz, Lukan), die dem Genre „Horror“ bzw. dem „Monströsen“ als zentraler Kategorie nahestehen (z.B. Monster, Hexen, Gespenster, Unterwelt, Mörder, [Bürger]Krieg, Götter, Rituale), analysieren sie in ihrer narrativen und konzeptuellen Gestaltung und konfrontieren sie mit modernen theoretischen Ansätzen und Rezeptionen.
Im 2. Teil "Gesellschaftlicher und literarischer Horror in antiken Texten" (SoSe 22) werden wir dann die soziale Dimension antiker Horrortexte anhand des Beispiels innerfamiliärer Gewalt und Bürgerkrieg genauer untersuchen und als Sichtbarmachungs- und Bewältigungsstrategie gesellschaftlicher Grundkonflikte und Traumata lesen.
Das Projekttutorium ist für Studierende aller Semester und Fachrichtungen geeignet. Sprachliche, historische oder theoretische Vorkenntnisse werden nicht vorausgesetzt, alle griechischen und lateinischen Texte werden in der Originalsprache und einer dt./engl. Übersetzung zur Verfügung gestellt. Im Zentrum des 1. Teils steht die Textarbeit und Diskussion im Plenum, im 2. Teil wollen wir auch kreative und subjektive Annäherungen an den Themenkomplex erarbeiten.
Die Veranstaltung findet wöchentlich und synchron statt. Alle Materialien werden über Moodle zur Verfügung gestellt. Die Anmeldung erfolgt über Agnes, bei Fragen und Problemen wendet euch gerne über haeberls@cms.hu-berlin.de an mich. |