Kommentar |
Uta von Naumburg und der Bamberger Reiter sind die berühmtesten mittelalterlichen Skulpturen, die in der Zeit des Nationalsozialismus zu Ikonen völkischen Deutschtums wurden. Bereits seit dem 19. Jahrhundert schwärmten die Betrachter von Uta, einer der Stifterfiguren im Westchor des Naumburger Doms, als Schönheit mit edlem Charakter. Wehmut und Empathie umgaben die Skulptur. Seit den 1920er-Jahren wurde sie zum Idealbild der ‚deutschen Frau‘. Damit einher ging die Aufwertung der Kunst des ‚deutschen Mittelalters‘. Uta und der Bamberger Reiter vergegenwärtigten eine Zeit deutscher Größe, in deren Nachfolge das Dritte Reich stehen sollte.
Ausgehend von den nationalsozialistischen Überhöhungen und ihren Wurzeln, untersucht das Seminar politische Vereinnahmungen der mittelalterlichen Bildkünste, Architektur und Geschichte bis in die Gegenwart. Thema ist damit auch die Rolle der Kunstgeschichte einerseits sowie der medialen Popularisierungen andererseits. |
Literatur |
Maike Steinkamp und Bruno Reudenbach (Hg.), Mittelalterbilder im Nationalsozialismus, Berlin 2013; Wolfgang Ullrich, Uta von Naumburg. Eine deutsche Ikone, Berlin 1998. |