Kommentar |
Der Nahe Osten ist wie kaum eine andere Region der Welt durch eine Vielzahl politischer Konflikte geprägt; darunter die andauernden gewaltvollen Auseinandersetzungen zwischen Israel und Palästina, der libanesische Bürgerkrieg, dessen Auswirkungen das Land bis heute kennzeichnen, sowie die jüngsten Kriege in Syrien und dem Irak. In diesem Seminar werden wir uns zeitgenössischen künstlerischen Positionen aus dem Nahen Osten und der Diaspora widmen, die sich auf unterschiedliche Weise mit den Konflikten der Region auseinandersetzen. Ziel ist es, die vielfältigen ästhetischen Strategien zu analysieren, die Künstler*innen entwickelt haben, um die (medialen) Realitäten und Bildpolitiken von Krieg, Gewalt, Trauer und Migration zu verhandeln. Ein besonderer Fokus wird dabei auf der Frage nach dem Status des dokumentarischen Bildes liegen. Inwiefern dekonstruieren Künstler*innen dokumentarische Wahrheits-Regimes, indem sie die Grenzen zum Fiktiven verwischen? Inwiefern sind künstlerische Ansätze aber auch selbst mit einem Anspruch auf Zeugenschaft und Evidenz verknüpft? Wie begegnen Künstler*innen schließlich Konflikten, die zunehmend im und durch den digitalen Raum erlebt werden? Angesichts des steigenden Interesses an zeitgenössischer Kunst aus dem Nahen Osten im globalen Kunstkontext (sichtbar etwa durch einen Anstieg an Publikationen und Ausstellungen zum Thema) soll das Seminar auch Raum dafür bieten, westliche Labels kritisch zu hinterfragen und kulturelle Übersetzungsprobleme anhand konkreter Beispiele zu diskutieren. |
Literatur |
David, Catherine u. a. (Hrsg.): Di-Visions: Kultur und Politik des Nahen Ostens, Göttingen: Wallstein 2009; Demos, T.J: The Migrant Image. The Art and Politics of Documentary during Global Crisis. Durham: Duke University Press 2013; Downey, Anthony (Hrsg.): Uncommon Grounds. New Media and Critical Practices in the Middle East, New York: I.B.Tauris 2014; Keshmirshekan, Hamid (Hrsg.): Contemporary Art from the Middle East. Regional Interactions with Global Art Discourses. New York: I.B.Tauris 2015. |