Kommentar |
Von allen Koordinatensystemen, schreibt Jurij Andruchovyč in Kleinem Lexikon intimer Städte (2011), sei das Alphabet den Schriftsteller*innen das liebste. In der zuverlässigen und umfassenden Reihenfolge der Buchstaben von A bis Z finden sie vielleicht ihren einzigen Halt. Worauf beruht diese Faszination für die Gestalt und die Ordnung der Buchstaben, für Erzähl- und Darstellungsformen am Leitfaden des ABC? Im Seminar werden wir dieser Verflechtung zwischen Literatur und Alphabet nachgehen und eine breite Palette an literarischen Imaginationen des Alphabetischen untersuchen. Im ersten Teil des Seminars werden wir uns mit theoretischen Ansätzen von R. Barthes, U. Eco und M. Schmitz-Emans auseinandersetzen. Anschließend werden wir anhand von Beispielen aus den slawischen Literaturen von den Avantgarden bis zur Gegenwart (J. Andruchovyč, B. Ćosić, J. Heisler, M. Kundera, Cz. Miłosz, V. Nezval, M. Pavić, D. Ugrešić) enzyklopädische und lexikographische Schreibweisen im Hinblick auf ihre Poetik sowie historische Spezifik analysieren. Unsere Diskussionen werden dabei um folgende Themenkomplexe kreisen: Intermedialität und Schriftbildlichkeit, Autobiographie und „persönliche Enzyklopädie“, Lexikonroman und Hypertext, Fragment und Offenheit. |