Kommentar |
Die Bau- und Kunstaufträge aufstrebender gesellschaftlicher Schichten (Bürgertum, Adel, Klerus) spielen in den Städten im Europa der Frühen Neuzeit vom 15.-18. Jh. eine tragende Rolle. Dabei ist zumeist eine Verflechtung verschiedener Motivationen festzustellen, die Form und Inhalte der künstlersichen Umsetzung bestimmen - etwa politische Verantwortung und Fürsorge, Verbesserung der öffentlichen Infrastruktur, Verschönerung des öffentlichen Raums, familiäre und persönliche Selbstdarstellung und religiöse Pflichterfüllung.
Rom nimmt in der Frühen Neuzeit als in weltlicher und religiöser Hinsicht internationaler Schauplatz eine besondere Stellung ein, die sich gerade auch in der Kunstproduktion äußert. In allen Bereichen des Stadtraums – von öffentlichen Plätzen bis hin zu Innenräumen von Kirchen mit ihren einzelnen Familienkapellen – entstand ein immer stärker mit Mitteln der bildenden Kunst operierender Aufmerksamskeitsmarkt. Im Seminar werden vor allem kleinere Werke wie Kapellen, Grabmäler, Palastfassaden und -höfe an der Schnittstelle zwischen privaten und öffentlichen Aufträgen, zwischen öffentlichen und halböffentlichen Räumen und nicht zuletzt zwischen den Gattungen Architektur, Skulptur und Malerei auf ihre künstlerischen und politischen Strategien hin in den Blick genommen.
Anhand der einzelnen Objekte, die in den Sitzungen bearbeitet werden, sollen auch übergreifende Fragen behandelt werden, wie etwa das Verhältnis von Öffentlichkeit und Privatheit, das Verhältnis von religiösen Bildinhalten und gesellschaftlicher Repräsentation sowie die Rolle der Auftraggeber:innen oder Fragen des Ausstellens von Kunst im Allgemeinen. |