Kommentar |
Im Akt der Enthüllung lässt ein beiseite geschobener Vorhang etwas zum Vorschein kommen, das zuvor verborgen war, und löst dadurch das Interesse aus, dieses weiter zu ergründen. Dabei wird ersichtlich, wann welche Praktiken bestimmen, ob etwas in einem Bild zu sehen gegeben wird oder verbietend nicht gezeigt werden darf. Die Vorlesung fragt danach, auf welche Weise ein Vorhang im oder vor dem Bild die Begegnung mit dem Bild provoziert. Dabei sollen die Zusammenhänge diskutiert werden, wie die Verhüllung von Bildern im christlichen Kult ins Bild wandert, gemalte wie reale Vorhänge einen theatralen Auftritt im und des Bildes hervorbringen und sie bis heute dazu auffordern, sich auf das im Bild Gezeigte einzulassen. Ein Bild besteht somit weniger darin, Bedeutungsträger zu sein, sondern vielmehr darin, ein Sehen im Bild zu entfachen, dessen Reiz im Schauspiel des Halbversteckten liegt. Anhand einer Vielzahl unbekannter wie berühmter Kunstwerke, die von Hans Holbein, Tizian, Velázquez, Vermeer, Eduard Manet, Paul Cézanne bis zu Gehard Richter reichen, gibt die Bildgeschichte des gemalten Vorhangs schließlich eine Antwort was ein Bild ist, nicht zuletzt bezogen auf den gegenwärtigen Drang, es als reine Sichtbarkeit aufzufassen. |
Literatur |
Claudia Blümle und Beat Wismer (Hg.): Hinter dem Vorhang. Verhüllung und Enthüllung seit der Renaissance. Von Tizian bis Christo, Katalog zur Ausstellung „Hinter dem Vorhang. Verhüllung und Enthüllung seit der Renaissance. Von Tizian bis Christo“, Kunstpalast Düsseldorf, München 2016; Gabriele Brandstetter und Sibylle Peters (Hg.): Szenen des Vorhanges. Schnittflächen der Künste, Freiburg i.B.: Rombach Verlag 2008; Eberlein, Johann Konrad: Apparatio regis – revelatio veritatis. Studien zur Darstellung des Vorhangs in der bildenden Kunst von der Spätantike bis zum Ende des Mittelalters, Wiesbaden 1982; Kemp, Wolfgang: Rembrandt. Die heilige Familie mit dem Vorhang, Frankfurt am Main 1992; Sigel, Brigitt Andrea: Der Vorhang der Sixtinischen Madonna. Herkunft und Bedeutung eines Motivs der Marienikonographie, Zürich 1977.
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Bemerkung |
Format: asynchron und synchron (Vorlesung steht als Filmaufnahme eine Woche vorab über Moodle zur Verfügung, die Diskussion zur Vorlesung findet live per Zoom jeweils von 15.15 bis 15.45 statt.)
Die erste Sitzung findet am Mittwoch, 27.10.2021, 15.15 Uhr, statt. |