Kommentar |
Belarus ist für lange Zeit eine Art Blindfleck der Slawistik gewesen. Das Land war aber immer da. Oder nicht? Einige belarussische Intellektuellen sind der Auffassung, dass Belarus nicht existiert - zumindest nicht in der Form, die sie sich wünschen. Seit dem Anfang des XX. Jahrhunderts bis heute befindet sich Belarus in der Tat auf der Suche nach sich selbst. Die Identitätsfrage spielt eine zentrale Rolle in der Kultur, in den politischen Diskursen und in den Erinnerungsnarrativen. Das Land sucht sich selbst in der Vergangenheit, projiziert sich aber zugleich in der Zukunft. Die Proteste von 2020 haben aber gezeigt, dass die Gegenwart mutiges Handeln verlangt.
Im Seminar werden wir die Formen untersuchen, in denen Belarus und die belarussische Identität (re-)imaginiert, (re-)projiziert, visualisiert und konzeptualisiert werden. Gegenstand unserer Diskussionen werden die Literatur (von Janka Kupala und Jakub Kolas bis Viktar Martsinovich und Ihar Babkoŭ), die bildende Kunst (Artur Klinaŭ) und die Rockmusik (N.R.M., Ljapis Trubeckoj, Lavon Volski).
Das Seminar richtet sich an SlawistInnen aller Fachrichtungen (Ost-, West- und Südslawistik). Erasmus students are warmly welcome and can participate at our discussions in English, Russian, Polish or Belarusian. |