Kommentar |
Das Seminar steht im Kontext der seit zwei Jahrzehnten anhaltenden starken Tendenz zu neuen Realismen in der Literatur und anderen Künsten. Es verbindet eine theoriegeschichtliche Fragestellung mit einer ästhetik- und kulturgeschichtlichen, wobei die Besonderheit darin besteht, dass der Begriff des "Realismus" aus der literarischen Praxis und ihrer Selbstreflexion im 19. Jahrhundert hervorging und eine Diskussion entfachte, die das gesamte 20. Jahrhundert andauerte und sich bis heute fortsetzt. Daher beschäftigen wir uns im Seminar in historischer Perspektive sowohl mit den epocheninternen Debatten und literarischen Entwicklungen des 19. Jahrhunderts (und zwar mit Schwerpunkt auf der russischen Literatur, die im Kontext dieser Epoche zum Motor der gesamteuropäischen Entwicklungen wurde) als auch mit den wichtigen theoretischen Positionen des 20. und 21. Jahrhunderts, die von R. Jakobson über E. Auerbach und über R. Barthes und F. Jameson bis J. Rancière in unterschiedlicher Weise Realismus als epochenübergreifende Strategie aufgefasst und analytisch angewandt haben. |