Kommentar |
Die potentiell äußerst fruchtbaren Böden des semiariden Raumes, die sich von der Ukraine über Russland und den südlichen Kaukasus bis nach Kasachstan und Kirgistan erstrecken, wurden zu Zeiten der Sowjetunion und vor allem in den trockeneren Regionen mithilfe aufwändiger Bewässerungssysteme fruchtbar gemacht und intensiv für die Landwirtschaft genutzt. In den Hochgebirgen fand zeitgleich eine Intensivierung der Weidewirtschaft statt. Ein prominentes Beispiel für die intensive Nutzung ist z. B. das Gebiet rund um Aralsee dessen Ökosystem durch die Landwirtschaft bis heute nachhaltig geschädigt ist.
Nach dem Zusammenbruch des Systems und der Unabhängigkeit der ehemaligen Sowjetrepubliken erfolgte neben der Subsistenz eine Umstrukturierung der Wirtschaftsweise hin zu einer stärker extensiven Landnutzung auf den Agrar- und Weideflächen durch die lokale Bevölkerung. Durch unangepasste Wirtschaftsweisen kommt es dennoch weiterhin zu Folgeschäden der Landnutzung und einem Verlust an Nutzflächen.
Heutzutage sind aufgrund der Intensität der Nutzung diverse Arten von Degradationserscheinungen (z. B. Versalzung, Grundwasserabsenkung) in vielen Regionen des Untersuchungsraumes bekannt und zahlreiche Flächen können nur noch unter Einsatz von Pestiziden und anderen Pflanzenschutzmitteln zur Erzeugung von Lebensmitteln genutzt werden.
Aufbauend auf der DAAD-geförderten Kooperation zwischen der Fakultät für Geographie und Geologie der Yerevan State University in Armenien (Projektlaufzeit: 2016-2018) soll über das Nachfolgeprojekt (Laufzeit bis 2021) im WS 2021/22 eine Kleingruppe von max. 6 Studenten nach Armenien reisen.
Seminarteil (2 SWS): Zur Vorbereitung auf das Untersuchungsgebiet und die Thematik wird zu Beginn des WS 2021/22 ein ganztägiges Seminar von den Dozenten ausgerichtet. Abhängig von der Pandemiesituation finden die Blockseminare entweder online oder im Praxisformat statt. Im Seminarteil werden die Studierenden eine Powerpoint-Präsentation (max. 30 Minuten mit anschließender Diskussion) zu einer ausgewählten bodenkundlichen bzw. physisch-geographischen Thematik halten.
Geländeteil und Labor (2 SWS): Der Geländeteil findet im Oktober 2021 in Yerevan und Umgebung statt. Im Rahmen des Studienprojektes werden für Obst- / Weinbau sowie landwirtschaftlich genutzte Flächen Armeniens sowie urban-industrielle Böden im Hinblick auf Genese, Nutzbarkeit, Degradation und Erosionsanfälligkeit bodenkundlich kartiert und aufgenommen. Am Geographischen Institut erfolgt eine laboranalytische Aufbereitung der Proben sowie eine Auswertung und Visualisierung hinsichtlich bodenkundlich-sedimentologischer Parameter. Die Teilnehmenden werden des Weiteren ein vertieftes Wissen über das gesamte Methodenspektrum der Physischen Geographie (Feldarbeit, Laborarbeit, Umgang mit Fernerkundungsdaten, einfache Modellierung, Arbeiten mit Datenbanken) erhalten.
Nach Abschluss der Geländearbeiten erfolgt eine eigenständige bodenkundliche Aufbereitung und Analyse der Feldproben im pedologischen Labor des Geographischen Instituts.
WICHTIG: Die Studierenden erhalten vom DAAD eine Reisekostenpauschale zur Finanzierung des Geländepraktikums. Zur Beantragung der Pauschale ist es notwendig die Auswahl der Teilnehmenden vorab festzulegen. Interessenten wenden sich daher, neben der Anmeldung über AGNES, umgehend per Mail an Herrn M. Sc. Kolja Thestorf (kolja.thestorf@geo.hu-berlin.de). Eine Vorbesprechung und Vorauswahl für alle Interessierten findet am 01.09.2021 via Zoom statt.
Nach Abschluss der Arbeiten verpflichten sich die Teilnehmer bis zum 15.12.2021 einen gemeinsamen kurzen Erfahrungsbericht für den DAAD zu verfassen. Im Rahmen des Projektes können Bachelor- und Masterarbeiten mit vorrangig bodenkundlich-sedimentologischem Thema angefertigt werden. |
Literatur |
Ad-hoc AG Boden (2005): Bodenkundliche Kartieranleitung. 5. erweiterte und verbesserte Auflage, Schweitzerbart, Hannover.
Alexanyan, K. & Muradyan, V. (2006): Geoecological consequences of degradation of Armenia’s soil. In: Valesyan, L. [Ed.]: Geographical Science in Armenia: the Present and Future, Publishing House of YSU, Yerevan, S. 385-392.
Blume, H.-P., Stahr, K. & Leinweber, P. (2011): Bodenkundliches Praktikum: Eine Einführung in pedologisches Arbeiten für Ökologen, Land- und Forstwirte, Geo- und Umweltwissenschaftler, Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg, 255 S.
Chernyshev, I. V., Lebedev, V. A., Arakelyants, M. M., Jrbashyan, R. T. & Gakusyan, Yu. G. (2002): Quaternary geochronology of the Aragats volcanic center, Armenia: evidence from K-Ar dating. In: Doklady Earth Sciences, 384(4), S. 393-398.
Ghazaryan, H. G. (2013): Brief Outline of Soils in Armenia. In: Vlcek, V. & Zahora J. [Eds.]: Proceeding the Economic Dimension of Land Degradation, Desertification and Increasing the Resilience of Affected Areas in the Region of Central and Eastern Europe (EDLDIR-2013). Mendel University. Brno, Czech Republic.
Kempe, P. (2018): Pedogenesische Untersuchung zur Bodensequenz Kastanosem-Tschernosem-Phaeosem nordöstlich von Jerewan (Armenien), Humboldt-Universität zu Berlin, Geographisches Institut, Bachelorarbeit (unveröffentlicht), 57 S.
Kinlechner, V. (2018): Soil degradation as a result of agricultural land use in the Arax valley (Armenia), Humboldt-Universität zu Berlin, Geographisches Institut, Masterarbeit (unveröffentlicht).
Scheffer / Schachtschabel (2018): Lehrbuch der Bodenkunde, 17. überarbeitete und ergänzte Auflage, Springer Spektrum, Berlin, 750 S.
Thestorf, K., Schröder, H., Galstyan, H. & Vardanyan, T. (2018): Soil variability and soil erosion on the south-eastern slopes of Mt Aragats, in: Grigroyan, M. et al. [Eds.]: Contemporary Issues of Geography and Geology, International Conference Materials dedicated to the 100th anniversary of the Yerevan State University (27.09.-29.09.2018), YSU Publishing House, Yerevan, Armenia, S. 250-254.
Wesemeyer, M. (2017): Zur vertikalen Differenzierung von Böden am Aragats (Armenien), Humboldt-Universität zu Berlin, Geographisches Institut, Bachelorarbeit (unveröffentlicht), 59 S. |