Kommentar |
Mit den neuen Übertragungstechnologien sei, so Jacques Derrida, das Ende der „Epoche der Post“ erreicht und damit zugleich das Ende der Literatur, wie sie durch eine lange Tradition postalischer Übertragung geprägt wurde: mit spezifischen Merkmalen wie Briefgeheimnis, Adressierung, Nachträglichkeit usw. Das SE untersucht also, was Briefe waren: mit Blick auf eine medienbewusste Literatur des 18. bis 20. Jhs., auf die Subjektkonstitution und ihre Geschlechtercodierungen, auf Wissens- und Machtsysteme. Wir analysieren ausgewählte Brief- und Posterzählungen sowie literarische Korrespondenzen (von Choderlos de Laclos, G. Keller, H. James bis hin zum Problem der Post bei F. Kafka oder I. Bachmann), um einerseits die Postsysteme und Medienformate als Bedingungen des Schreibens zu erkennen sowie andersherum die literarischen Texte als Beiträge zur Postgeschichte zu lesen. |