Kommentar |
„Politiken der Farben“ war die Ringvorlesung im Sommersemester 2021 gewidmet. Das Seminar beschäftigt sich mit unterschiedlichsten Wahrnehmungen und Bedeutungen von Farben jenseits ihrer jeweiligen Position in einem Regenbogenspektrum. Aus der unendlich scheinenden Fülle an Farbvariationen erkennt das menschliche Auge nur einen bestimmten Ausschnitt, und nur eine Auswahl aus diesem Ausschnitt wird bewusst ‚gesehen‘, d.h. unterschieden und sprachlich bezeichnet. Sehen-Können und Sehen-Wollen werden durch Anforderungen des Alltags beeinflusst und kulturell überformt. Nach populärer Auffassung sind affektive oder emotionale Werte, die sich an bestimmte Farben binden, am ehesten universal kodiert. Unzweifelhaft kulturgruppenspezifisch und der historischen Umwandlung unterzogen dienen Farben der Markierung von Ausnahmesituationen, Altersstufen oder Geschlechterrollen. Schließlich sind historisch spezifische Strategien der vertikalen Distinktion oder exkludierenden Gruppenbildung zu nennen, die sich über Farbcodes kenntlich machen. |