Wer ist eigentlich eine Familie und wenn ja - wie viele? Nach wie vor gilt die heterosexuelle Kernfamilie aus zwei heterosexuellen Erwachsenen und ihren Kindern als unhinterfragte Norm. Aber war und ist Familie nicht viel mehr? Was verstehen wir unter (Re)Reproduktion, Geschlecht und Familie jenseits von Heteronormativität und Zweigeschlechtlichkeit? Diesen Fragen (und mehr) widmen wir uns gemeinsam in diesem Vertiefungsseminar. Das Seminar setzt sich inhaltlich und empirisch mit dem Material aus dem, von der DFG von 2018 bis 2021 finanzierten, Forschungsprojekt „Ambivalente Anerkennungsordnung. Doing reproduction und doing family jenseits der heterosexuellen ‚Normalfamilie‘“ auseinander.
Im ersten Teil des Seminars steht die Einarbeitung in den Forschungsstand zu LGBTIQ*-(lesbian, gay, bi, trans*, inter*, queer*) Familien (mit oder ohne Liebesbeziehungen), ihre Wege in die Elternschaft sowie ihrem Leben mit (und ohne) Kindern. Wir beleuchten die Vielfältigkeit der Familien(werdung), die damit einhergehenden Hürden und Hindernisse sowie die rechtliche Anerkennung und gesellschaftlichen Entwicklungen für LGBTIQ*-Familien. Neben der Lektüre der Pflichttexte sind die engagierte Mitarbeit und Sitzungsvorbereitungen obligatorisch.
Im zweiten Teil steht die Einführung in das qualitative Forschen im Sinne eines „how to“ im Vordergrund: Wir erlernen die Grundlagen qualitativer Interviewverfahren und beschäftigen uns schwerpunktmäßig mit hermeneutischen Auswertungsverfahren wie der Sequenzanalyse und der Grounded Theory.
Im dritten Teil des Seminars erproben wir das Erlernte anhand bereits erhobener qualitativer Familieninterviews aus dem Forschungsprojekt. Gemeinsam und in Arbeitsgruppen werten wir Teile des Materials exemplarisch aus. Die Ergebnisse der Auswertung werden im Seminar präsentiert und in einem umfassenden Forschungsbericht (Hausarbeit) verschriftlich.
Aufgrund der extensiven wie intensiven Auswertungsarbeit der qualitativen Interviews in Arbeitsgruppen erfordert das Vertiefungsseminar umfangreiche Kommunikation und Zusammenarbeit zwischen den Teilnehmenden. Eine Bereitschaft zur intensiven Vorbereitung auf die Sitzungen (Lektüre aller Basistexte, Sitzungsvorbereitung durch Input etc.), ein sehr hohes Engagement im Seminar sowie bei der zeitintensiven Auswertung der Interviews wird vorausgesetzt. |