Kommentar |
Ciceros ‚Tusculanae disputationes‘, entstanden 45 v.Chr., zählen zweifelsfrei zu den bedeutendsten Texten der antiken Philosophie. In fünf Büchern beschäftigt sich Cicero mit grundlegenden Fragen von Lebensführung und Ethik, u.a. mit dem richtigen Umgang mit verschiedenen Leidenschaften und Ängsten (wie etwa der Furcht vor Schmerz und Tod) sowie mit dem Verhältnis von Glück und Tugend. Dabei knüpft er inhaltlich an seine Darstellungen der verschiedenen antiken Philosophenschulen und ihrer ethischen Entwürfe an, wie er sie in der kurz zuvor verfassten Schrift ‚De finibus bonorum et malorum‘ vorgelegt hat. Während Cicero in De finibus zeigen will, anhand welcher Kriterien die Richtigkeit einer Handlung abgewogen werden muss, und sich bemüht darzustellen, dass das tugendhafte, also ethisch korrekte Handeln zum „Lebensglück“ oder zur „Glückseligkeit“ gereicht, verdeutlicht Cicero in den ersten zwei Büchern der Tusculanae, dass auch Tod und Schmerz nicht imstande sind, dieses durch gute Handlungen erreichte Lebensglück zu ruinieren. Buch III und IV beschreiben, dass und wie Leidenschaften oder Emotionen zu bewältigen sind. Buch V knüpft thematisch wieder an De finibus an: Beweisziel ist die glückskonstituierende Kraft des guten Handelns, zugespitzt auf die These, dass der vollkommen tugendhafte Weise selbst unter der Folter noch glücklich sei. Cicero ist hier vielleicht mehr als in De finibus darauf aus, zu belegen, dass dieses „Glück“ auch gefühlt werden kann.
Im Seminar werden wir ausgewählte Stellen aus allen fünf Büchern in Betracht ziehen. Eine vollständige Literaturliste wird am Anfang des Semesters zur Verfügung gestellt. |