Kommentar |
Die Phänomenologie zielt, seit ihren frühen Anfängen im Werk von Franz Brentano, darauf ab, die Dinge so zu beschreiben, wie sie uns in unserer inneren und äußeren Wahrnehmung erscheinen. Diese neue philosophische Methode, welche die Realität vorurteilsfrei betrachten und analysieren wollte, wurde auf die verschiedensten Gegenstände angewendet: einige Phänomenolog:innen befassten sich mit detaillierten Klassifizierungen unserer verschiedenen psychischen Akte, andere identifizierten mit großer Genauigkeit die grundlegendsten Kategorien des Seins, andere wiederum interessierten sich für die Entitäten, die unsere Alltagswelt (oder „Lebenswelt“) konstituieren, noch andere konzentrierten sich auf die verschiedenen Arten von sozialen Gruppen und Institutionen usw. Der Facettenreichtum dieser Tradition lässt sich am besten erfassen, wenn man die Schriften ihrer berühmtesten Vertreter, vor allem Edmund Husserl, und anderer, weniger bekannter, aber ebenfalls höchst originärer Denker:innen, wie z.B. Adolf Reinach oder Edith Stein, einander gegenüberstellt. Dieses Seminar hat zum Ziel, diese wichtige, aber eigentlich noch wenig bekannte philosophische Tradition vorzustellen. Es wird sich mehr als üblich auf ihre Anfangsjahre konzentrieren und Brentano und seinen Schülern, und dann den sogenannten „frühen Phänomenologen“, d.h. Husserls erster Student:innengeneration, viel Aufmerksamkeit widmen. |