Kommentar |
Die Moderne gilt als Zeitalter der Kritik: Tradierte Wahrheiten, Normen und Praktiken verlieren ihre fraglose bzw. göttliche Autorität und werden dem kritischen Urteil mündiger Subjekte ausgesetzt. Doch was tun wir, wenn wir etwas nicht nur aus kontingenten subjektiven Motiven heraus ablehnen, sondern triftig kritisieren? Der Praxis der Kritik wohnt ihrem modernen Grundverständnis zufolge ein Wahrheitsanspruch inne, der eine Reihe von Fragen aufwirft: Von welchem Standpunkt und auf welcher normativen und/oder epistemischen Basis üben wir Kritik? Wie positioniert sich Kritik im Verhältnis zu ihrem Gegenstand? Wodurch erhält Kritik ihre intersubjektive Gültigkeit und ihre gesellschaftliche Wirksamkeit? Ist Kritik wirklich an einem universalistischen Wahrheitsanspruch gebunden? Oder sollte sie besser als ein situiertes und kontextuelles „counter-conduct“ verstanden werden, wie poststrukturalistische Autor:innen argumentieren? Das Proseminar will solche und verwandte Fragen systematisch diskutieren. Dies soll nicht im luftleeren Raum, sondern immer auch im Hinblick auf konkrete Beispiele und aktuelle Anlässe der (Sozial-)Kritik geschehen. |