Kommentar |
Origenes (ca. 185–253/4), der vielleicht kreativste und einflussreichste Theologe des Altertums, legt in Kommentaren und Predigten praktisch die gesamte Heilige Schrift aus. Er bedient sich dazu des Instrumentariums der exegetisch-philologischen Techniken und Strategien, die zur Interpretation klassischer Text (etwa Homers) in seiner Zeit in Gebrauch waren, und macht sie für das Bibelverständnis fruchtbar. Dies geschieht immer wieder auch im direkten oder indirekten Gespräch mit zeitgenössischer jüdischer Schriftauslegung. Als erster Theologe überhaupt verfasst Origenes zudem einen hermeneutischen Traktat, in dem er explizit über die Grundlagen der Schriftauslegung und ihre Verankerung in der Theologie nachdenkt und Rechenschaft ablegt. Bei diesem Traktat (Peri Archon/De Principiis, Buch IV) nimmt das Seminar seinen Ausgangspunkt, ergänzt um ausgewählte Beispiele seiner Auslegungspraxis.
In Aufnahme und Abgrenzung wurden Hermeneutik und Auslegungspraxis des Origenes bis in die frühe Neuzeit maßgeblich. Gerade weil sie dem modernen, historisch-kritisch geschulten Exegeten fremd und zuweilen gar problematisch anmuten mögen, sind sie von besonderem Interesse. |
Literatur |
Origenes, Vier Bücher von den Prinzipien / Peri archon. Hg., übers. von H. Görgemanns und H. Karpp. TzF 24, Darmstadt 21985 (griechisch-deutsch)
Origen, On First Principles, ed. and trans. by John Behr, 2 Bde., Oxford 2017 (griech.-engl.). |
Bemerkung |
Neben aktiver regelmäßiger Teilnahme sind zwei kleinere Aufgaben (z.B. Protokoll, Textvorbereitung, Kurzreferat) zu übernehmen. Weitergehende Leistungsnachweise können durch eine „besondere Arbeitsleistung“ (z.B. Essay, Quelleninterpretation) bzw. eine Seminararbeit erworben werden.
Bitte melden Sie sich über folgende E-Mail zur Lehrveranstaltung an: margareta.diedrich@hu-berlin.de |