1521 brach Schweden unter den Vasas aus der Kalmarer Union aus und begründete 1523 das Schwedische Königreich der Neuzeit. Damit begann der unaufhaltsame Aufstieg eines Staates, der bis 1558 fast die gesamte Küste der Ostsee beherrschte, mit Frankreich als Siegermacht aus dem Dreißigjährigen Krieg hervorging und als Garantiemacht des Westfälischen Friedens (1648) de iure bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts eine europäische Großmacht ersten Ranges blieb. Die historische Wirklichkeit sah allerdings etwas anders aus. Während Schweden im 17. Jahrhundert noch als unbestrittene Vormacht im Norden und Osten Europas galt, büßte es nach dem Großen Nordischen Krieg (1700-1721) viel an Einfluss und Territorien ein und wurde bisweilen zum Spielball vor allem Russlands, aber auch Frankreichs und Preußens. Welche Faktoren führten zum Aufstieg Schwedens im 16. Jahrhundert? Mit welchen Mitteln gelang es, den Großmachtstatus für immerhin rund 100 Jahre zu halten? Welche Ereignisse und strukturellen Bedingungen führten zum Verlust der Großmachtstellung? Welche militärischen, rechtlichen sozialen, ökonomischen oder religiösen Einflüsse sorgten dafür, dass Schweden seine überragende Position gegen Feinde, Neider und Konkurrenten verteidigen konnte? Und schließlich: Welche Rolle spielten die schwedisch-deutschen und schwedisch-französischen Verbindungen für das schwedische Machtsystem? Diese und andere Fragen sollen im Seminar näher beleuchtet, diskutiert und, wenn möglich, beantwortet werden.
Das Seminar wendet sich vornehmlich an Studierende der skandinavistischen Kulturwissenschaft und der Geschichtswissenschaft. Aber auch ÜWP-Studierende sind eingeladen, daran teilzunehmen. Für Geschichtsstudierende kann die Teilnahme im Rahmen des Studiums der Neueren Geschichte angerechnet werden, für ÜWP-Studierende nach Maßgabe ihrer jeweiligen Prüfungsordnung. Neben dem Englischen sind Sprachkenntnisse im Schwedischen und Französischen von Vorteil, aber nicht Voraussetzung für die Teilnahme.
Einführende Literatur: Hofkultur, in: Michael Maurer: Kulturgeschichte, Köln-Weimar-Wien 2008, S. 227-262. J. Freiherr von Kruedener: Die Rolle des Hofes im Absolutismus, Stuttgart 1973. Barbara Stollberg-Rilinger: Hofzeremonielle als Zeichensystem. Zum Stand der Forschung, in: Musik der Macht. Macht der Musik, Schneverdingen 2003, S. 11-23. A. von Martin: Zur Soziologie der höfischen Kultur, in: Archiv für Sozialwissenschaft und Sozialpolitik 64 (1930), S. 155-165. J. Hirschbiegel: Der Hof als soziales System, in: Mitteilungen der Residenzkommission 3 (1993), S. 11-25. Kristina I. Kleinert: Dansen vid hovet, en kung, en kejsare och två kulturer, Stockholm 2011.