Aus den öffentlichen Reden, die ca. 430-320 in Athen gehalten wurden, stellten die alexandrinischen Grammatiker über hundert Reden von zehn als kanonisch betrachteten Rednern zusammen. Diese Texte, allen voran die Reden des Demosthenes und des Lysias, funktionierten vom 3. Jh. v.Chr. bis ins 20. Jh. als Vorbilder der Produktion von Prosatexten, doch handelt es sich auch um einzigartige Zeugnisse der Tagespolitik, des Alltags, der athenischen kollektiven Moral, der angewandten Logik, der Rechtsinstitutionen in Athen, der Selbstsicht der Athener und der Manipulation vermeintlicher Fakten durch Rhetorik. All das soll in der Vorlesung anhand einzelner Beispiele gezeigt werden. Entstehung, Fokus und Eigenart der entstehenden Rhetoriktheorie werden die Vorlesung abschließen. Diskutierte Passagen werden übersetzt oder paraphrasiert; die Veranstaltung kann auch ohne Griechisch-Kenntnisse besucht werden.
Einführende Sekundärliteratur: F. Blass, Die attische Beredsamkeit, 3. Aufl., Leipzig 1887; E. Carawan, The Attic Orators, Oxford 2007; D. Cohen, Law, Violence and Community in Classical Athens, Cambridge 1995; G.A. Kennedy, The Art of Persuasion in Greece, Princeton 1963; R.M. Smith, “A New Look at the Canon of the Ten Attic Orators”, in: Mnemosyne 48.1, 1995, 66-79.
Präsenz, mit hybrider Komponente, falls gewünscht auch digital