Kommentar |
Die Antidosis-Rede des Isokrates ist eine nicht gehaltene, fiktive Gerichtsrede, die der Redner 354/353 v. Chr. verfasste, ein autobiographisches Alterswerk, in dem Isokrates gegen die Anklage wegen seines verderblichen Einflusses auf die Jugend sein Leben, seinen – nach seiner Ansicht häufig verkannten – Charakter und die Grundlagen seines Bildungskonzepts der athenischen Öffentlichkeit in lobpreisenden Tönen ausführlich darstellt. Durch ihren autobiographisch-historischen Wert ist die Rede ein interessantes Dokument der Literatur des 4. Jh. v. Chr, dessen kulturgeschichtliche Bedeutung dadurch verstärkt wird, dass Aristoteles seinen Protreptikos als Aufruf zur Philosophie mit höchster Wahrscheinlichkeit als polemische Antwort auf die Antidosis-Rede des Isokrates verfasst hat.
In diesem Seminar werden wir es versuchen, nachzuvollziehen, wie Isokrates die Verknüpfung zwischen Redekunst und Bildung auffasste und wie sich das isokratische Bildungsideal im Verhältnis zu und in polemischer Auseinandersetzung mit dem platonischen Bildungsideal einerseits und der Sophistik andererseits entwickelte.
Eine vollständige Literaturliste wird am Anfang des Semesters zur Verfügung gestellt. |