Kommentar |
In diesem Grundkurs werden wir zuerst einen Blick auf die Entstehungsphase und die früheren vorplatonischen Entwicklungen der griechischen Philosophie werfen. Danach werden wir uns mit einem der faszinierendsten Dialoge Platons, nämlich dem Charmides, auseinandersetzen. In diesem Dialog erzählt Sokrates einem nicht genannten Freund von einem Gespräch, das er mit Charmides und Kritias hatte, wobei auch Chairephon zugegen war. Es entzündet sich an der Schönheit des jungen Charmides, führt zum Wunsch, er möge auch besonnen sein, und dann zur Frage, was Besonnenheit (sophrosyne) ist. Im Gespräch zuerst mit Charmides, dann mit Kritias werden folgende Definitionen vorgebracht und der Reihe nach auf teils sophistische Weise zerpflückt: 1) eine gewisse Bedächtigkeit; 2) Schamhaftigkeit; 3) das Seinige tun; 4) Tun des Guten; 5) das Sich-selbst-erkennen; 6) über sich selbst wie über die anderen Wissensfächer Bescheid wissen; 7) das Wissen dessen, was man weiß und was man nicht weiß; 8) das, wodurch man das Gute und das Schlechte (Üble) erkennt. Alle diese Definitionen werden diskutiert und zurückgewiesen; Sokrates bekennt, ihre Suche sei gescheitert. Den Charmides fordert er auf, zu prüfen, ob dieser die Besonnenheit besitze; Charmides schließt sich an Sokrates an. Damit zählt dieser Dialog zu den sogenannten aporetischen Werken Platons.
Im Kurs werden wir den Text übersetzen und sowohl sprachlich als auch inhaltlich tiefgründig analysieren. Eine vollständige Literaturliste wird am Anfang des Semesters zur Verfügung gestellt. |