Kommentar |
Von einem Artemidor aus Daldis (Lykien) besitzen wir ein faszinierendes Handbuch der Traumdeutung, eine Enzyklopädie dieses Themas in fünf Büchern, geschrieben nach 138 AD und vor dem Tod Galens. Es handelt sich um eine umfangreiche Sammlung offenbar echter Träume, die nach verschiedenen Prinzipien gedeutet werden, meist verglichen mit den Ereignissen, auf die die Träume sich beziehen. Hinzu treten in Büchern 1 und 4 theoretische Texte, die sich mit Interpretationsprinzipien befassen. Artemidor baut eine Taxonomie von Träumen auf, unterteilt sie in stoikheia (‘Elemente’), führt diverse Standarddeutungen ein und bietet vor allem viele Informationen über die Träumenden. Gleichzeitig handelt es sich um einen vielsagenden Versuch, das Unbegreifliche zu deuten und diese Deutungen plausibel zu machen. Das Seminar dient v.a. dazu, den Text und seine Diskussion kennenzulernen.
Texte: Roger A. Pack 1963. Artemidori Daldiani Onirocriticon libri V. Leipzig. Harris-McCoy, D.E. 2012. Artemidorus‘ Oneirocritica. Text, Translation, & Commentary. Oxford. Literatur: Bowersock, G. 2004. “Artemidorus and the Second Sophistic”. In: Borg, B. ed. Paideia. The World of the Second Sophistic. Berlin, 53-63. Hahn, I. 1992. Traumdeutung und gesellschaftliche Wirklichkeit. Artemidorus Daldianus als sozialgeschichtliche Quelle. Konstanz. Pomeroy, A.J. 1991. “Status and Status-Concern in the Graeco-Roman Dream-Books”. In: Ancient Society 22, 51-74. Price, S.R.F. 1986. „The Future of Dreams: From Freud to Artemidorus“. In: Past & Present 113.1, 3-37. Struck, P. 2005. „The Self in Artemidorus‘ Interpretation of Dreams“. In: Brakke, e.a. eds. Religion and the Self in Antiquity. Bloomington, IN, 109-120. Walde, Ch. 2001. Antike Traumdeutung und moderne Traumforschung. Düsseldorf 2001. Weber, G. 2015 ed. Artemidor von Daldis und die antike Traumdeutung. Berlin. |