Kommentar |
Gegenstand dieses Kurses ist die Abhandlung De vita solitaria, ein zwischen 1346 und 1356 verfasstes Werk vom italienischen Humanisten Francesco Petrarca. Es geht um einen Lobpreis der Einsamkeit als idealen Zustand und unverzichtbare Bedingung für all diejenigen – Philosophen, Dichter und Gläubigen –, die ein kontemplatives Leben führen wollen. Das Lebensideal, das Petrarca in diesem Werk schildert, lässt sich als „otium litteratum“ bezeichnen und stellt eine Weiterentwicklung des antiken Otium-Begriffs dar. Das Werk besteht aus zwei Büchern: Im ersten Buch schildert Petrarca die Vorteile der Einsamkeit, die sich als Zustand beschreiben lässt, die die Menschen vor jeder Art Gier schützt, sich auf die subjektive Zeitwahrnehmung erstreckt und damit den Menschen dabei hilft, sich auf die Gegenwart zu fokussieren und das Gegenwärtige auf bewusstere Weise zu erleben. Im zweiten Buch betrachtet Petrarca nach dem Vorbild seines berühmteren Werkes De viris illustribus unterschiedliche Lebensgeschichten von berühmten Figuren der griechisch-römischen Geschichte, der Bibel und der Kirchengeschichte, um Paradebeispiele für Menschen anzubieten, die ein einsames Leben geführt bzw. abgelehnt haben. Dieses Werk kann deswegen als erster Versuch Petrarcas betrachtet werden, eine Synthese zwischen paganer und christlicher Weisheit zu schaffen.
Eine vollständige Literaturliste wird am Anfang des Seminars zur Verfügung gestellt. |