Kommentar |
Die Literatur und Kultur des deutschsprachigen Barocks zeichnet sich durch eine ausufernde Beschäftigung mit exotischen und oft vage „orientalischen“ Stoffen, Figuren und Schauplätzen aus. Das SE beschäftigt sich mit den Bedingungen, Schreibweisen und Mustern dieser barocken Orientbilder. Leitend ist dabei die Fragestellung, inwiefern die „Orientalismus“ genannte, europäische Praxis der Identitätsbildung durch Abgrenzung von einem als mysteriös und bedrohlich geschilderten Orient, die gemeinhin mit dem Kolonialismus des 19. und 20. Jahrhundert assoziiert wird, helfen kann, auch diese Verhandlungen von ‚Fremdheit‘ im 17. Jahrhundert zu beschreiben. Ausgangspunkt der Seminardiskussion soll deshalb eine kritische Auseinandersetzung mit dem Konzept des ‚Orientalismus‘ sein, wie es in Edward Saids einflussreichem und gleichnamigen Buch von 1978 entwickelt wird. Im Anschluss widmen wir uns den Orientdarstellungen des Barock mit einem Schwerpunkt auf dem barocken Trauerspiel in Andreas Gryphius’ ›Catharina von Georgien‹ (1657) sowie Daniel Casper von Lohensteins „türkischen Trauerspielen“ ›Ibrahim Bassa‹ (1640) und ›Ibrahim Sultan‹ (1673).
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