Kommentar |
Infrastrukturen gelten gemeinhin als selbstverständlich, langweilig und banal. Dabei sind Infrastrukturen sehr interessant und relevant: sie können buchstäblich als eine Art „Struktur der Gesellschaft“ betrachtet werden. Heißt das, Infrastrukturen gestalten als materielle Basis unser Zusammenleben? Oder sind sie, im Gegenteil, Ausdruck unserer gesellschaftlichen Organisationsweise? Haben sie eine eingeschriebene Eigenlogik? Sind sie die neutrale Vermittlung verschiedenster Interaktionen? Oder sind sie ein Herrschaftsinstrument? Oder sind sie mehr als ein Medium? Wer realisiert sie, kontrolliert sie, zerstört sie? Was - und vor allem wie - sind Infrastrukturen? In diesem Seminar werden theoretische Fragen zur politischen Ontologie von Infrastrukturen den Rahmen bilden. Mithilfe von Texten im Rund um die „Anthropologie urbaner Infrastrukturen“ wird deutlich, welch komplexe Rolle Infrastrukturen in der Gesellschaft spielen. Ziel ist es, zentrale Konzeptionen, Materialitäten, Praktiken und Politiken von Infrastrukturen verstehen und differenzieren zu können. Dafür werden wir uns urbanen Infrastrukturen über ihre vielfältigen Kontraste nähern und vermeintliche Gegensätze von • stabilen und prozesshaften, • vorhandenen und nicht-vorhandenen, • materiellen und sozialen, • sichtbaren und unsichtbaren; • zentralisierten und dezentralisierten, • politischen und poetischen, • digitalen und analogen, • sowie von unzugänglichen und angeeigneten Infrastrukturen untersuchen, um gegenwärtige Prozesse der infrastrukturellen Urbanisierung jenseits von vereinfachenden Dichotomien beleuchten zu können. Das Seminar wird wöchentlich in einer live-online Sitzung über (voraussichtl.) Zoom stattfinden, wo die ebenfalls wöchentlich zu lesenden (theoretischen, meist englischsprachigen) Texte und die zu verfassenden Text-Kommentare diskutiert werden. Für einen Teilnahmeschein soll zusätzlich ein Kurzreferat gehalten werden. |