Das Studienprojekt wird in diesem Semester mit der Forschungsphase, Auswertungen und der Präsentation der Ergebnisse fortgesetzt. Wie bisher, starten wir zunächst auf zoom (alter Link bleibt bestehen) und planen gemeinsam des weitere Vorgehen. Neue Teilnehmende werden NICHT aufgenommen.
Das Studienprojekt wird sich dem Thema in mehrfacher Hinsicht widmen:
1. Post/koloniale Nachbarschaften im privaten Raum: Viele Erinnerungen an den deutschen/europäischen Kolonialismus sind nur in privaten Räumen – Fotoalben, Briefen, autobiografischen Dokumenten in Wohnzimmerregalen etc. –zugänglich und damit bisher der öffentlichen Debatte weitgehend verschlossen. Angefangen bei eigenen Familiengeschichten, die in koloniale Vergangenheiten hineinreichen und in privaten Räumen verborgen sind, wird das Projekt diese Nachbarschaft zu privatisierten Dimensionen deutscher/europäischer Kolonialgeschichte und postkolonialer Gegenwart thematisieren. Hier kann unmittelbar an schon geleistete Forschungsarbeit des Kunstraums Savvy Contemporary und dessen laufendes Projekt „Colonial Neighbors“ angeschlossen und mit den künstlerisch Forschenden kooperiert werden.
2. Post/koloniale Nachbarschaften bestimmen auch die postmigrantische Einwanderungsgesellschaft – ohne dass dies bisher ausreichend thematisiert worden ist. Denn mit Einwanderung und Flucht und den nachfolgenden Generationen sind auch unterschiedliche Kolonialgeschichten in der unmittelbaren Nachbarschaft unserer geteilten Gesellschaft präsent. Von den ehemaligen Kolonisator*innen der europäischen Post/Migration bis hin zu den ehemals Kolonisierten aus aller Welt – und allen Repräsentant*innen „kryptokolonialer“ (Michael Herzfeld) Zwischenräume am Rande ‚Europas‘: des Mittelmeerraums, des ‚Balkans‘ und des ‚Orients‘. Diese Ko-Präsenz kolonialer Vergangenheiten in der postmigrantischen Gesellschaft Berlins (und Deutschland/Westeuropas) gilt es aus einer Perspektive der „multidirektionalen Erinnerung“ (Michael Rothberg) in den Blick zu nehmen.
3. Die „Mohrenstraße“: Ein sehr konkretes örtliches Feld, in dem beide vorgenannten Dimensionen zusammenkommen und das direkt vor unserer Institutstür liegt, ist die so genannte Mohrenstraße. Wie finden hier alte, noch immer wenig revidierte koloniale Blickregime, die auf neue, kritische Sichtweisen in dieser eben auch postkolonialen Nachbarschaft treffen.
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