Kommentar |
Prüfungsbetrug, Diskriminierungserfahrungen, ungenügende Leistungen: Skandalnachrichten haben immer wieder ein dunkles Bild von ungünstigen pädagogischen Verhältnisse in Indien gezeichnet. Das Land kämpft nicht nur mit sehr begrenzten Ressourcen für eine stark wachsende Bevölkerung, sondern auch mit überlieferten Einstellungen zum Unterricht, Lernen und zur Disziplin. Das Seminar führt in die pädagogischen Traditionen des Landes ein, diskutiert klassische Texte und rückt pädagogische Kontroversen in den Fokus. Dabei werden mit ‚pädagogischen Traditionen‘ nicht nur diejenigen Richtungen benannt, die ausschließlich von Inder/innen geprägt wurden, wie im Fall von Tagore, Vivekananda, Krishnamurti oder Gandhi selbst. Unter die ‚pädagogischen Traditionen‘ fallen auch Ansätze, die im Zuge der britischen Kolonisierung im Land Einzug hielten, darunter eine Standards- und Prüfungsorientierung aber auch Veränderungen, die aus der Auseinandersetzung der Inder/innen mit anderen Erneuerungsversuchen hervorgingen, so aus der Reformpädagogik oder der behaviouristisch orientierten Pädagogik aus den USA. Das Seminar gibt einen Überblick zu indigenen, importierten und hybridisierten Tendenzen in ihrer historischen Entstehung und kombiniert die Lektüre von „Klassikern“ mit der Diskussion historisch relevanter pädagogischer Kontroversen. Englische Lesekenntnisse sind nötig. |