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Menschenmassen und Massenpsychologie. Einführung in kulturwissenschaftliche und (bewegt-)bildtheoretische Perspektiven - Detailseite

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Grunddaten
Veranstaltungsart Seminar Veranstaltungsnummer 532816
Semester SoSe 2021 SWS 2
Rhythmus keine Übernahme Moodle-Link  
Veranstaltungsstatus Freigegeben für Vorlesungsverzeichnis  Freigegeben  Sprache deutsch
Belegungsfrist Es findet keine Online-Belegung über AGNES statt!
Wichtige Änderungen

Die verbindliche Anmeldung erfolgt nach der ersten Zoom-Sitzung der jeweiligen Veranstaltung – eine Anmeldung über Agnes ist nicht möglich. Den Link zur ersten offenen Zoom-Sitzung sowie wichtige einführende Informationen erhalten Sie in diesem offenen Moodle-Begrüßungskurs.

Weitere wichtige Informationen zum Wintersemester erhalten Sie außerdem auf der Homepage des Institutes: https://www.culture.hu-berlin.de/de/studium/copy_of_digitales-sommersemester-2021/allgemeine-informationen.

Veranstaltungsformat Digital

Termine

Gruppe 1
Tag Zeit Rhythmus Dauer Raum Gebäude Raum-
plan
Lehrperson Status Bemerkung fällt aus am Max. Teilnehmer/-innen
Mi. 14:00 bis 16:00 wöch 21.04.2021 bis 14.07.2021      findet statt     25
Gruppe 1:
 


Zugeordnete Person
Zugeordnete Person Zuständigkeit
Köhne, Julia , PD PD Dr. phil. verantwortlich
Studiengänge
Abschluss Studiengang LP Semester
Bachelor of Arts  Kulturwissenschaft Kernfach ( Vertiefung: kein LA; POVersion: 2014 )   -  
Bachelor of Arts  Kulturwissenschaft Zweitfach ( Vertiefung: kein LA; POVersion: 2014 )   -  
Bachelor of Science  Kulturwissenschaft Zweitfach ( Vertiefung: kein LA; POVersion: 2014 )   -  
Inhalt
Kommentar

Modernisierung, Industrialisierung und Politisierung sowie die Nationalstaatengründungen brachten im 19. Jahrhundert neue Versammlungs- und Gestaltungsformen von politischen Menschengruppen hervor, wie revolutionäre Massen- und Arbeiteraufläufe, Demonstrationen, Streiks, Kongresse, Parteibewegungen und Interessensverbände. In der Massenpsychologie wurden Menschenmassen mit diesen Attributen und Konzepten verknüpft: Heterogenität, Diffusität, Unkontrollierbarkeit, Intellektgehemmtheit und Affektbetontheit, Suggestibilität, Simulations- und Täuschungsaffinität, „Massenseele“ und strukturale Femininität. Stereotypisierungen und abwertende Weiblichkeitsbilder sollten die ambivalenten Aspekte der Masse unterstreichen.

In der Theoriegeschichte wurde die „Masse“ einerseits als ungeordnet, chaotisch und zerfallend, panik- und verbrechensnah, aufrührerisch und rebellisch, andererseits als formbar und demokratisierbar wahrgenommen. Die Rede vom „Zeitalter der Massen“ (S. Moscovici) beinhaltet sowohl bedrohliche als auch heilbringende und regenerative Elemente. Fragen, die die konservativen Gegner des ‚Aufstehens der Masse‘ ängstlich, die sozialdemokratischen Denkergemüter jedoch freudig stimmten, lauten: Kann sich die Masse emanzipieren und zu einem ‚Subjekt abendländischer Bauart‘ entwickeln? Ist sie in der Lage, zu einer politischen souveränen Macht zu werden, die die Qualität besitzt, den Lauf von Geschichte zu ändern? Wie würde eine zum Subjekt ermächtigte „Masse“ auf der politischen Bühne agieren? Welche neuen Formen (anonymer) Kollektivität brachten neue Massenmedien wie Printmedien, Rundfunk und Film hervor – und mit welchen Effekten?

Ausgehend vom Theoriesetting Mitte der 1870er bis in die 1920er Jahre, das Schriften von H. Taine, S. Sighele, G. Tarde, H. Fournial, G. Le Bon, M. Weber, S. Freud und S. Kracauer umfasst, werden im Einführungsseminar theoretische Strukturelemente der Masse erarbeitet. Dabei spielt die Kritik der imaginativen Koppelung von Masse mit weiblicher „Hysterie“ im zivilen Rahmen sowie mit männlicher „Kriegshysterie“ im Ersten Weltkrieg eine besondere Rolle. Der Textkorpus wird in einem zweiten Schritt um Schriften aus einem späteren sozialpsychologischen und kulturtheoretischen Theoriesegment erweitert: E. Canetti, K. Theweleit, S. Moscovici, U. Gerhard, Th. Macho, B. Widdig, G.L. Mosse, U.C. Schmidt, P. Sloterdijk, K. Kenkel, C. v. Braun und D. Dornhof.

Parallel zur Ebene theoretischer Konzepte und sprachlicher Bilder wurden Menschenansammlungen auch auf (audio-)visueller Ebene imaginiert. Neben Zeichnung und Photographie lieferte der frühe Spielfilm neue Formen der Visualisierung der „Masse“ und ihr zugeschriebener Eigenarten und Problematiken – in Spannung zum Individualsubjekt. Das multidisziplinär ausgerichtete Seminar verdeutlicht dies anhand ausgewählter bildmedialer Repräsentationen, die auch in heutigen Medienkulturen diskursbestimmend sind – in Zeiten so genannter ‚Einwanderungswellen‘, von Massenerlebnissen in Fußballstadien (H.U. Gumbrecht), Massenpaniken (Duisburger Loveparade), Angriffen des ‚rechtradikalen Mobs‘ (Sturm aufs Kapitol in Washington), von Gruppen- und Schwarmintelligenzen sowie digitaler Vernetzungskulturen und sozialer Medien (R. Reichert). En passant sollen Fertigkeiten des akademischen und besonders kulturwissenschaftlichen Arbeitens eingeübt werden (u.a. Referat, Thesenpapier, Protokoll, Heimklausur).

Prüfung

Klausur am 30.6.2021

Strukturbaum

Keine Einordnung ins Vorlesungsverzeichnis vorhanden. Veranstaltung ist aus dem Semester SoSe 2021. Aktuelles Semester: WiSe 2024/25.
Humboldt-Universität zu Berlin | Unter den Linden 6 | D-10099 Berlin