Kommentar |
Die „dritte Welle der Autokratisierung“ (Lührmann/Lindberg 2019), die sich seit einigen Jahren weltweit abzuzeichnen scheint, hat inzwischen auch mehrere Staaten in Ost- und Westeuropa erreicht. Wie genau verändern sich die politischen Systeme und die gesellschaftlichen Diskurse in den Ländern, in denen die jahrzehntelang scheinbar ungefährdete liberale, konstitutionelle Demokratie ins Wanken gerät? Welche Mobilisierungs- und Legitimationsstrategien liegen den autoritären Politikmodellen zugrunde? Wie unterscheiden sich die aktuellen Autokraten und ihre Herrschaftsstrategien von denen des 20. Jahrhunderts? Das Seminar systematisiert zunächst verschiedene theoretische Konzepte zur Definition autoritärer Herrschaftsformen (auch) in Abgrenzung zu unterschiedlichen Demokratiebegriffen. Anschließend analysieren wir den formellen und informellen Umbau der vormals demokratischen Institutionensysteme und partizipativen Entscheidungsprozesse in verschiedenen EU-Ländern anhand unterschiedlicher theoretischer Erklärungsansätze (autocratic legalism, competitive authoritarianism, „Frankenstate-syndrom“, autoritärer Populismus etc.). Dabei gehen wir auch der Frage nach, ob es sich hier tatsächlich um weitgehend identische Prozesse handelt, oder ob eine vergleichende Fallbetrachtung vorwiegend unterschiedliche Ursachen und Symptome aufzeigt. Im letzten Teil des Seminars diskutieren wir unterschiedliche Gegenentwürfe und -strategien zum (scheinbaren?) Siegeszug autokratischer Herrschaftsmodelle. |