Kommentar |
Eine zentrale Dimension der Konstruktion moderner Gesellschaften ist die Auseinandersetzung mit dem „kollektiven Gedächtnis“. Identitäten basieren in weiten Teilen auf kollektiver Erinnerung. Diesen Erinnerungskonstruktionen entsprechen verschiedene sozio-kulturelle Praktiken, die u.a. auch unter dem Gesichtspunkt der Legitimation der Politik dienen. In Europa sind erinnerungskulturelle Trennlinien zu beobachten, die sich vor allem im Hinblick auf die Interpretation des Zweite Weltkrieges teileiweise unversöhnlich gegenüber stehen und einen nicht zu unterschätzenden Konfliktstoff beinhalten. Das Seminar wird sich zum einen mit den theoretischen Grundlagen von Erinnerungskultur beschäftigen, zum anderen unterschiedliche Staaten Europas im Hinblick auf ihren Umgang mit den Ereignissen des Zweiten Weltkrieges vergleichend analysieren. Welche sind bzw. wie unterscheiden sich die Erinnerungspolitiken von Ländern, wie z.B. Polen und Deutschland, wie wirken sie sich auf die zwischenstaatliche Beziehung aus und was bedeuten diese Diskurse bezüglich der Schaffung einer europäischen Identität? |
Literatur |
Assmann, Jan: 1988, Kollektives Gedächtnis und kulturelle Identität, in Assmann /Hölscher (Hrgs.), Kultur und Gedächtnis, Frankfurt am Main, S. 9-19. Assmann, Aleida: 2006, Der lange Schatten der Vergangenheit. Erinnerungskultur und Geschichtspolitik, München. Erll, Astrid: 2005 Kollektives Gedächtnis und Erinnerungskulturen. Eine Einführung. Stuttgart/Weimar. Halbwachs, Maurice: 1985, Das Gedächtnis und seine sozialen Bedingungen. Frankfurt. Troebst, Stefan, Jalta versus Stalingrad, GULag versus Holocaust. Konfligierende Erinnerungskulturen im größeren Europa. In: Berliner Journal für Soziologie 15 (2005) |