Kommentar |
„Alle Menschen streben von Natur nach Wissen“. So beginnt bekanntlich das erste Buch der Metaphysik des Aristoteles. Von Wissen gibt es aber verschiedene Formen, und Aristoteles interessiert sich hier nur für eine besondere Form, die er als die beste betrachtet. Diese ist die Wissenschaft der ersten Ursachen und Prinzipien, welche er später „erste Philosophie“ nennen wird. Welche sind diese Ursachen? Laut Aristoteles gibt es hiervon vier: den Stoff, das Wesen, den Anfang der Bewegung und den Zweck. Warum sollte man mit Aristoteles glauben, dass es nur diese Ursachen gibt? Er kommt dieser Frage zuvor und versucht zu zeigen, dass alle seine Vorgänger eigentlich von genau diesen vier Ursachen gesprochen haben und von keinen anderen. So beginnt eine höchst interessante Betrachtung der Philosophie seiner Vorgänger, die auch ein hervorragendes Beispiel dafür bietet, wie ein Philosoph andere Philosophen lesen und interpretieren kann. Wir werden mit Theorien von Denkern bekannt gemacht, deren Worte wir nicht mehr direkt lesen können. Deswegen stellt dieser Text auch eine unentbehrliche Quelle für die Kenntnis der Ursprünge der griechischen Philosophie dar. In diesem Seminar wollen wir den Text in deutscher Übersetzung lesen und uns mit einigen möglichen Fragen der Interpretation beschäftigen. |