Kommentar |
Der Begriff Sucht bezeichnet ein Verhalten bei dem es zu problematischen Konsum von Drogen oder neuerdings auch Glücksspielen oder Computerspielen kommt. Problematisiert wird der Konsum, da er übermäßig und aus der Kontrolle geraten erscheint. Die Art und Weise der Problematisierungen dieses Verhaltens hat sich im vergangenen Jahrhundert verändert. Vormals kam es zur moralischen Verurteilung, die sich noch heute in der Stigmatisierung von Konsument:innen zeigt. Im frühen 20. Jahrhundert ersetzte im anglo-amerikanischen Kontext der medizinische Begriff „addiction“ das ältere „habit“ und markierte somit den Übergang von Moralisierung hin zur Pathologisierung des Verhaltens. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts untermauert eine hegemoniale neurobiologische Perspektive die Problematisierung von Sucht als Pathologie. In diesem Projekttutorium wollen wir den Wechseln in den Problematisierungen nachgehen: Wie kam es dazu, dass der Konsum von Drogen zunächst moralisch verurteilt, dann jedoch pathologisiert wurde? Wie ging die Ausweitung des Begriffs „Sucht“ auf substanz-unabhängige Verhalten wie Glücks- und Computerspiel von statten? Inwieweit sind soziale Faktoren und/oder medizinische Forschungsergebnisse und Empfehlungen an diesen Prozessen beteiligt? Das Projekttutorium ist interdisziplinär angelegt. Wir wollen uns sowohl mit historischen Analysen als auch aktuellen medizinischen Perspektiven auseinandersetzen. Bei Interesse und für die Zugangsdaten für die erste Zoom-Sitzung schreibt kurz eine Mail an: jakob.eichler@hu-berlin.de |