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Carl Schmitts politisches Denken (ÜWP) - Detailseite

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Grunddaten
Veranstaltungsart Seminar Veranstaltungsnummer 53124
Semester WiSe 2020/21 SWS 2
Rhythmus keine Übernahme Moodle-Link  
Veranstaltungsstatus Freigegeben für Vorlesungsverzeichnis  Freigegeben  Sprache deutsch
Belegungsfrist - Eine Belegung ist online erforderlich
Veranstaltungsformat Digital

Termine

Gruppe 1
Tag Zeit Rhythmus Dauer Raum Gebäude Raum-
plan
Lehrperson Status Bemerkung fällt aus am Max. Teilnehmer/-innen
Do. 10:00 bis 12:00 wöch     findet statt     5
Gruppe 1:
Zur Zeit keine Belegung möglich


Zugeordnete Person
Zugeordnete Person Zuständigkeit
Motuzaite, Ieva , M.A. verantwortlich
Studiengänge
Abschluss Studiengang LP Semester
Bachelor of Arts  Sozialwissenschaften Monobachelor ( Vertiefung: kein LA; POVersion: 2014 )   -  
Bachelor of Arts  Sozialwissenschaften Zweitfach ( Vertiefung: kein LA; POVersion: 2014 )   -  
Bachelor of Science  Sozialwissenschaften Zweitfach ( Vertiefung: kein LA; POVersion: 2014 )   -  
Programmstud.-o.Abschl.MA  Sozialwissenschaften Programm ( POVersion: 1999 )   -  
Zuordnung zu Einrichtungen
Einrichtung
Kultur-, Sozial- und Bildungswissenschaftliche Fakultät, Institut für Sozialwissenschaften
Inhalt
Kommentar

Gegenstand des Seminars und seine Aktualität

Dieses Seminar will sich kritisch mit Carl Schmitt, einem der – längst nicht nur im deutschen Sprachraum – bekanntesten und umstrittensten Staatstheoretiker und politischen Denker, auseinandersetzen. Anhand einer Auswahl von Primärquellen werden die charakteristischen Aspekte seines Denkens erhellt. Sie bilden nicht nur werk–, sondern auch zeitübergreifend eine Grundstruktur jeder Interpretation Schmitt’scher Texte. Darüber hinaus betreffen sie die zentralen Fragen und Probleme der Gesamtheit  politischen Denkens – so soll in dem Seminar durch das vertiefte Eingehen auf den jeweiligen Autor der Zugang zu den politiktheoretischen und ideengeschichtlichen Diskursen erleichtert werden. Als solche grundlegende Fragen und Probleme sind z.B. das Verhältnis von der Politik zu dem Politischen und von dem Politischen zu dem, was wir als Kultur, Natur und ggf. Übernatürliches bezeichnen, zu erwähnen, weiterhin die Bedürfnisse, Erwartungen und tatsächlicher Umgang der Menschen untereinander, die Legitimität einer politischen Ordnung (ob wert- oder zweckrational begründet, ob qua Verfahren, Leistungen, eine Transzendenzvorstellung oder Traditionsgebundenheit), die Grenzen der privaten und der gesellschaftlichen Autonomie einerseits und der staatlichen Gewalt andererseits, die Quellen und Formen kollektiver Identität und deren Verhältnis zu der individuellen Authentizität, die Prinzipien und Institutionen, nach denen die Entscheidungsfindung, -überprüfung und -durchsetzung  zu organisieren sind.

Aufbau

Obwohl eine strikte thematische Einteilung Schmitt’schen Werkes aufgrund seiner mannigfaltigen Interessen, fachübergreifender Vorgehensweise und selektiven  Umgangs mit der Trennung von Theorie und Praxis unmöglich ist, ist der Kurs so aufgebaut, dass die basalen Einstellungen, positiven und negativen Überzeugungen und Denkmuster des Autors (z.B. sein Anti-Individualismus, die Auffassung des Rechtes, der Souveränität und der Religion, insbesondere in ihrem Verhältnis zur Politik) vor denjenigen vorgestellt, diskutiert und kritisch reflektiert werden, die sich aus diesen ableiten, an sich komplexer sind oder sich erst in späteren Werkphasen abzeichnen (wie die Kritik des technischen Zugangs zur Politik und der parlamentarischen Demokratie, die Grenzziehung zwischen Politischem und Nichtpolitischem, die Betrachtung des Zwischen- und Überstaatlichen inkl. der Tendenzen der Kriegsführung, die Wendung zum ,,Raumdenken“).

Nach der eingehenden Beschäftigung mit den Schmitt kennzeichnenden Problemorientierungen, seinen politischen Wunschvorstellungen und zu rekonstruierenden Beweggründen, aus denen sich stets seine Einsichten in die Geschichte und zeitgenössische Lage speisten, folgt eine Auseinandersetzung mit seiner Interpretation von Thomas Hobbes. Die Lehre des Letzteren hatte für Schmitts eigenes Denken eine sowohl konstitutive als auch instrumentelle und vor allem stete Bedeutung und ist zur Entschlüsselung dieses Denkens selbst äußerst aufschlussreich. Im abschließenden Teil des Seminars wird auf die Mitwirkung Schmitts als Jurist, Rechtstheoretiker und Intellektueller an der Etablierung und Stabilisierung der nationalsozialistischen Diktatur sowie seine retrospektive apologetische Selbsteinschätzung eingegangen.   

Ziel und Methodik

Das Seminar hat zum Ziel, die Teilnehmer*innen zur Bildung eigener Meinungen über eine der kontroversesten Figuren der politischen Ideengeschichte zu befähigen, wozu eine vertiefte Auseinandersetzung mit den Primärtexten notwendig ist. In Anbetracht des Überflusses an der Sekundärliteratur, die von unterschiedlichster wissenschaftlicher Qualität und einer Vielfalt an den Zielsetzungen ihrer Autor*innen zeugt, gewinnt das In-der-Lage-Sein, eine kritische Distanz zu der polarisierten Meinungslage zu bewahren, an Bedeutung. Das eigene Verständnis und Urteil sollen durch eine textimmanente Analyse sowie die Betrachtung des zeitpolitischen und persönlichen Kontextes fundiert werden. Das Einsetzen der Diskussion als didaktische Maßnahme dient im Anschluss zu der eigenständigen Lektüre dazu, dass sich dieses Verständnis reflexiv und interaktiv konstituiert und stets herausfordert wird. Die Einübung der Argumentationsfähigkeit wird durch zahlreiche kontroverse und kritikwürdige Aspekte der zu behandelnden Materie angeregt und durch die Fragen der Seminarleiterin unterstützt. Dadurch werden die Studierenden dazu veranlasst, die Texte vor dem Hintergrund der eigenen Einstellungen, Überzeugungen und Wahrnehmungen aktueller politischer Phänomene und Debatten zu durchdenken.

Um eine vertiefte Auseinandersetzung mit der Lektüre zu fördern und Voraussetzung für fundierte, differenzierte und anregende Diskussionen zu schaffen, werden von den Seminarteilnehmer*innen Textexzerpte erwartet, in denen auch eigene Fragen und Anmerkungen zum Gelesenen notiert werden sollen. Jedes Exzerpt wird von einem/einer der Kommiliton*innen evaluiert und erhält von diesem/dieser einen Feedback, das sich an den Empfehlungen wissenschaftlichen Arbeitens orientiert und sich mit dem Exzerpt vor der Hintergrund des jeweiligen Textmaterials kritisch auseinandersetzt. Somit sollen sowohl Kritikfähigkeit, als auch ein (selbst)kritischer Umgang mit der Kritik gefördert, die Leistungsmotivation gestärkt und die für die Wissenschaft fundamentale und alltägliche Praxis des peer-assessments kennengelernt werden.

Bestenfalls erweist sich die Mischung aus eigenständiger Lektüre und Lektüreaufarbeitung, ,,horizontaler“ Evaluation und Diskussionen (sowohl in kleineren Gruppen als auch im Rahmen der gesamten Gruppe) als eine konstruktive Herausforderung sowohl für das Textverständnis und -evaluation, als auch für die eigenen Ansichten und Vorstellungen von den das gesellschaftspolitische Feld durchdringenden Problemen, ihren Gründen und Lösungen.

Der Kurs wird durch das Verfassen einer Hausarbeit abgeschlossen, das sich hervorragend dafür eignet, Erfahrung theoretischen und ideengeschichtlichen Arbeitens zu gewinnen sowie überhaupt das Interesse an der selbstständigen Forschung zu fördern. Die Absprache des Themas sowie die Teilnahme an dem Kolloquium, in dem die jeweiligen Vorhaben vor anderen Kursteilnehmer*innen präsentiert und diskutiert werden, verhilft zur Präzisierung des Vorhabens, Planung der Arbeitsschritte sowie zur Einsicht in die eventuellen arbeitstechnischen und inhaltlichen Herausforderungen und ihre Bewältigungsstrategien. 

Zielgruppe und Voraussetzungen

Das Seminar wird als Bestandteil des Vertiefungsmoduls ,,Soziologische und politikwissenschaftliche Theorien“ angeboten. Für die Teilnahme wird der vorausgehende Abschluss des Moduls ,,Politische Theorien“ erwünscht. Es richtet sich primär an die Studierenden der Mono-BA Sozialwissenschaften, ist jedoch auch für interessierte Zweit- und Nebenfachstudent*innen anderer Fächer offen.

Literatur

Empfehlungen Sekundärliteratur

Eine fragenübergreifende Gesamtinterpretation: Hofmann, Hasso (1992): Legitimität gegen Legalität. Der Weg der politischen Philosophie Carl Schmitts. 2., durch eine Vorbemerkung ergänzte Aufl. Berlin: Duncker & Humblot [1. Aufl. 1964]

Eine ausführliche biographische Schilderung und eine prägnante Werkdarstellung vor diesem Kontext: Mehring, Reinhardt (2009): Carl Schmitt. Aufstieg und Fall. München: Verlag C.H. Beck

Eine auf Politische Theologie zentrierte Interpretation Schmitt’schen Denkens: Meier, Heinrich (2012): Die Lehre Carl Schmitts. Vier Kapitel zur Unterscheidung Politischer Theologie und Politischer Philosophie. Mit einem Rückblick: Der Streit um die Politische Theologie. 4. Aufl. Stuttgart/Weimar: J. B. Metzler

Eine für Schmitt bedeutsame zeitgenössische Rezension von Dem Begriff des Politischen: Strauss, Leo (2008): ,,Anmerkungen zu Carl Schmitt, Der Begriff des Politischen“, in: Ders.: Hobbes’ politische Wissenschaft und zugehörige Schriften – Briefe, hg. v. Heinrich Meier u. Wiebke Meier. 2. durchges. Aufl. Stuttgart/Weimar: Verlag J. B. Metzler (=Leo Strauss. Gesammelte Schriften, Bd. 3), S. 217-242 [1. Aufl. 2001]

Aufschlussreiche Überlegungen zu Schmitts theoretischer Herangehensweise: Meier, Christian (1988): ,,Zu Carl Schmitts Begriffsbildung – Das Politische und der Nomos“, in: Quaritsch, Helmut (Hg.): Complexio Oppositorum. Über Carl Schmitt. Berlin: Duncker & Humblot, S. 537-556 (=Schriftenreihe der Hochschule Speyer Bd. 102)

Strukturbaum

Keine Einordnung ins Vorlesungsverzeichnis vorhanden. Veranstaltung ist aus dem Semester WiSe 2020/21. Aktuelles Semester: SoSe 2024.
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