Zwar ist die Gleichberechtigung der Geschlechter im Grundgesetz festgeschrieben, dennoch finden sich empirisch vielfältige Ungleichheiten zwischen den Geschlechtern. Die Kategorie „Geschlecht“ ist damit (nach wie vor) eine zentrale Kategorie sozialer Ungleichheit. Die aktuelle COVID-19 Pandemie vergrößert diese Ungleichheiten und führt zu einem backlash und einer ungeahnten Retraditionalisierung der Geschlechterverhältnisse.
Nach einer historischen Einführung werden im ersten Block des Seminars wesentliche soziologische Theorien und Konzepte zu Geschlechterungleichheiten vorgestellt: Die frühe Frauenforschung macht die gesellschaftliche Arbeitsteilung als Ursache der Ungleichheiten zwischen den Geschlechtern aus. Das Konzept der doppelten Vergesellschaftung von Frauen fasst Geschlecht als Strukturkategorie und zeigt Widersprüche auf, die sich daraus ergeben. Ein weiterer zentraler Ansatz fasst Geschlecht als sozial konstruiert und in Interaktionen hergestellt (doing gender). Doch Geschlecht lässt sich nicht losgelöst von anderen Ungleichheiten verstehen – intersektionale und interdependente Verknüpfungen beton(t)en insbesondere Schwarze Feminist*innen.
Der nächste Block widmet sich der Trias Arbeit, Staat und Paarbeziehungen. Welchen Einfluss haben Wohlfahrtsstaaten auf Ungleichheiten? Wie wirkt Geschlecht in Prozessen auf dem Arbeitsmarkt und in Organisationen? Und welche Konsequenzen hat dies auf Liebes- und Paarbeziehungen sowie der Vereinbarkeit von Familie und Beruf?
Im dritten Block betrachten wir unterschiedliche gesellschaftliche Felder aus einer geschlechter- und ungleichheitskritischen Perspektive. Wir richten den Blick auf Männlichkeitstheorien, Heteronormativität und (queere) Elternschaften. Den Zusammenhang von Geschlecht und Migration diskutieren wir vor dem Hintergrund einer dauerhaften Care-Krise und der Entstehung globaler Fürsorgeketten. |