Kommentar |
Gruppe 2: Stiefkinder der Globalgeschichte im Vergleich - Lateinamerika und Südosteuropa im 19. Jahrhundert
Seit Jahren erlebt die Globalgeschichte regen Zuspruch. Regionalhistoriker*innen zu Lateinamerika und Südosteuropa zeigen sich demgegenüber vergleichsweise reserviert. Maßgebliche Impulse stammen vor allem von Historiker*innen zu anderen Regionen.
In vergleichendem Zuschnitt diskutieren wir in der Lehrveranstaltung globalgeschichtliche Forschungen zum 19. Jahrhundert in Südosteuropa und Lateinamerika und loten Themenfelder aus, die eine eingehendere Beschäftigung lohnen. Damit verbindet sich eine vertiefte Reflexion von Eigenheiten und Spezifika dieser beiden Regionen im 19. Jahrhundert sowie prägenden Forschungsdiskursen darüber. Besondere Sprachkenntnisse sind nicht erforderlich, werden auf Wunsch von Teilnehmer*innen allerdings gerne berücksichtigt.
Gruppe 3: Die Glorious Revolution – eine glorreiche Revolution?
Die Glorious Revolution von 1688 wurde lange als Übergang Englands zur konstitutionellen Monarchie verstanden – als ein frühes Beispiel einer modernen Revolution. Aber war die Glorious Revolution überhaupt eine Revolution (oder nicht doch eher ein Putsch oder eine militärische Intervention von außen?), und was heißt das genau? Dies wird in der jüngeren Forschung wieder intensiv diskutiert. Am Beispiel der Glorious Revolution wollen wir einen Einblick in die Geschichte Englands im 17. und frühen 18. Jahrhundert bekommen; Theorien der Revolution kennenlernen; die politischen, aber auch sozialen, religiösen und kulturellen Implikationen dieses Ereignisses diskutieren. Die Bereitschaft zum Lesen englischer Quellen und Forschungstexte ist also Voraussetzung der Teilnahme.
Gruppe 4: Bauen, Haushalten, Wohnen in der Frühen Neuzeit
In welchen Räumen fand alltägliches Leben in der Frühen Neuzeit statt? Wie wurden diese erbaut, wahrgenommen, bewohnt? Das thematisch breit angelegte Seminar ermöglicht, wichtige Aspekte der frühneuzeitlichen Alltagsgeschichte und gleichzeitig verschiedene methodische Zugangsweisen (u.a. historisch-anthropologische, architekturgeschichtliche, konsumgeschichtliche und wirtschaftshistorische Forschungen) im internationalen Vergleich kennenzulernen sowie den Erkenntnissen des neueren material turns Rechnung zu tragen. Für die Frühneuzeitforschung ertragreiche Quellenbestände wie Hausväterliteratur, Inventare, aber auch Selbstzeugnisse und Bildquellen können so exemplarisch untersucht werden. Im Rahmen des Seminars sollen kleinere Forschungsprojekte entwickelt werden.
Gruppe 5: Die faschistische Herausforderung: Die Große Depression und der Aufstieg autoritärer Regime in Europa
In den 1920er Jahren gewannen faschistische Bewegungen in fast allen europäischen Ländern an Bedeutung. Nicht überall gelang es ihnen jedoch, an die Macht zu gelangen. Auch die faschistischen Regime selbst waren höchst unterschiedlich. Neben eher autoritären Regierungssystemen, wie sie sich in vielen Staaten Ostmittel- oder Südeuropas etablierten, entstanden auch totalitäre Diktaturen, die im deutschen Nationalsozialismus ihre radikalste Variante fanden. Das Seminar untersucht den Aufstieg des europäischen Faschismus vor dem Hintergrund der wirtschaftlichen Krisen der 1920er und 1930er Jahre. Es geht zugleich der Frage nach, welche wirtschaftspolitischen Strategien die Diktaturen verfolgten, mit welchen Mitteln sie diese durchsetzen und wie erfolgreich sie dabei waren. Auch das langfristige Erbe für die wirtschaftliche Entwicklung soll in diesem Seminar behandelt werden. Dabei steht eine vergleichende, transnationale Perspektive auf den europäischen Faschismus im Zentrum des Interesses.
Als Leistungsanforderung wird regelmäßige und aktive Beteiligung, die Bereitschaft zur intensiven Lektüre sowie die Übernahme kleinerer Aufgaben erwartet. Das Seminar findet ausschließlich digital statt. Detaillierte Hinweise erfolgen kurz vor Semesterbeginn auf Moodle.
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Literatur |
Gruppe 2: Stiefkinder der Globalgeschichte im Vergleich - Lateinamerika und Südosteuropa im 19. Jahrhundert
Marie-Janine Calic, Südosteuropa. Weltgeschichte einer Region. München 2016.
Debora Gerstenberger/Joël Glasman (Hrsg.), Techniken der Globalisierung. Globalgeschichte meets Akteur-Netzwerk-Theorie. (Histoire, Bd. 78). Bielefeld 2016.
Frederik Schulze/Georg Fischer, Brazilian History as Global History, in: Bulletin of Latin American Research 38, 2019, 408–422.
Gruppe 3: Die Glorious Revolution – eine glorreiche Revolution?
Brooks, Colin, The Revolution of 1688-1689, in: A Companion to Stuart Britain, hg. v. Barry Coward, Malden, Mass. u.a. 2003, 436-454;
Kluxen, Kurt, Die Glorreiche Revolution von 1688/89. Eine konservative Fassade für revolutionäre Wandlungen, in: ders., England in Europa. Studien zur britischen Geschichte und zur politischen Ideengeschichte der Neuzeit,hg. v. Frank-Lothar Kroll, Berlin 2003, 251-266.
Gruppe 5: Die faschistische Herausforderung: Die Große Depression und der Aufstieg autoritärer Regime in Europa
David Baker (2006) The political economy of fascism: Myth or reality, or myth and reality?, in: New Political Economy, 11:2, 227-250, DOI: 10.1080/13563460600655581
Alexander Nützenadel, Wirtschaftsgeschichte und Diktaturforschung, in: Hermann Wentker and Johannes Hürter (Hg.), Diktaturen. Perspektiven der zeithistorischen Forschung, München 2019, 65-74
Alexander Nützenadel, Transformation in Interbellum Fascist Europe, in: Wolfgang Merkel/Hans-Jürgen Wagener (Hg.), Handbook Transformation, Oxford 2018, 270-279
Robert O Paxton, The Anatomy of Fascism. New York 2004
Stanley G. Payne, A History of Fascism, 1914–1945, Madison 2014 |