Kommentar |
Ob als militärisches Genie (veni, vidi, vici), als erfolgreicher Akteur in Liebesaffären (Caesar und Kleopatra), als riskanter politischer Entscheider (Überschreitung des Rubikon), als klassisches Attentats-Opfer (Iden des März) oder als Schüler quälender lateinischer Autor (Gallia est omnis divisa in partes tres ...) – C. Julius Caesar (100-44 v. Chr.) ist im kulturellen Gedächtnis der Gegenwart verankert wie wohl kaum eine andere antike Person. Das macht es nicht unbedingt leicht, aber reizvoll, ihn als Gegenstand historischer Forschung zu wählen. In diesem Masterseminar soll versucht werden, ausgehend von grundsätzlichen methodischen Überlegungen zu den Problemen historischer Biographie, Caesars Leben zu rekonstruieren und sein Handeln vor den Bedingungen seiner Zeit zu interpretieren. Notwendig dazu wird sein: die Analyse der politisch-sozialen Strukturen Roms; die Frage nach der mentalen Infrastruktur der römischen Aristokratie; die Untersuchung der Bedingungen der Krise der römischen Republik; die Frage nach dem Verhältnis von individuellen Verhaltensspielräumen der Akteure und gleichzeitigen autonom-prozessualen Veränderungen der Gesellschaft; die Analyse paradoxer Strukturen aristokratischer Kommunikation zur Zeit Caesars. |
Literatur |
Rezeptionsgeschichte: Friedrich Gundolf, Caesar. Geschichte seines Ruhms, Berlin 1925; Karl Christ, Caesar. Annäherungen an einen Diktator, München 1994; Martin Jehne, History’s Alternative Caesars. Julius Caesar and Current Historiography, in: Horst Zander (Hg.), Iulius Caesar. New Critical Essays, New York, London 2005, 59-70. – Wichtige biographische Arbeiten: Matthias Gelzer, Caesar. Der Politiker und Staatsmann, Stuttgart, Berlin 1921, 6. Aufl. 1960, ND 2008; Hermann Strasburger, Caesar im Urteil seiner Zeitgenossen, 2. Aufl., Darmstadt 1968; Christian Meier, Caesar, Berlin 1982; Martin Jehne, Der Staat des Dictators Caesar, Köln 1987; ders., Caesar, München 1997. – Forschungslage: Helga Gesche, Caesar, Darmstadt 1976; Detlef Rasmussen (Hg.), Caesar (Wege der Forschung 43), 3. Aufl., Darmstadt 1980; Ernst Baltrusch (Hg.), Caesar (Neue Wege der Forschung), Darmstadt 2007; Miriam Griffin (Hg.), A Companion to Julius Caesar (Blackwell Companions to the Ancient World), Oxford 2009. – Methodisches: Aloys Winterling, Zu Theorie und Methode einer neuen Römischen Kaisergeschichte, in: ders. (Hg.), Zwischen Strukturgeschichte und Biographie. Probleme und Perspektiven einer neuen Römischen Kaisergeschichte. 31 v. Chr. - 192 n. Chr. (Schriften des Historischen Kollegs. Kolloquien 75), München 2011, 1-11. |