In diesem Studienprojekt widmen wir uns der Verdatung der Natur und Umwelt im Kontext der Naturkunde und den Biodiversitätswissenschaften. Das Projekt wird am Museum für Naturkunde angesiedelt sein und sich mit den unterschiedlichen Daten- und Digitalisierungspraktiken auseinandersetzen, die in den Forschungsbereichen im Museum zur Anwendung kommen.
The study project will critically engage with the datafication of nature and environment in the context of natural history and biodiversity sciences. It will be based at the Natural History Museum Berlin and draw from the various data and digitisation practices currently underway in the museum and its research programmes.
Die Verdatung der Natur umfasst ein breites Spektrum an wissenschaftlichen Praktiken, die sich mit dem Erfassen und der Verrechnung von biologischen, geologischen und atmosphärischen Materien beschäftigen. Zum einen werden damit Grundlagen für weitere wissenschaftliche Vorhaben, wie Modellierung (z.B. Landnutzung, Klimawandel) und Trendanalysen (z.B. Artensterben, Artenverteilung) geschaffen. Zum anderen bilden diese Daten zentrale Grenzobjekte (boundary objects), die zwischen organisationalen, gesellschaftlichen und politischen Domänen verhandelt werden (z.B. zwischen Naturschutzorganisationen, dem Weltbiodiversitätsrat, Stadtentwicklungsstrategien, Einfuhrbestimmungen). Demnach verbindet die Verdatung der Natur wissenschaftliche und politische Fragen und eröffnet ein spannendes Forschungsfeld zwischen Natur-Kulturen (Bruno Latour, Donna Haraway), Infrastrukturforschung und den Critical Data Studies (Kate Crawford, danah boyd, Simone Browne).
Das ethnographische Studienprojekt nimmt die Verdatungspraktiken im Museum für Naturkunde in den Fokus. Neben der Digitalisierung der Sammlungen (30 Millionen Objekte) umfassen diese auch die Sequenzierung von organismischen Material sowie die Entwicklung nationaler und globaler Dateninfrastrukturen. Die Studierenden lernen die Naturwissenschaftler*innen und weitere Mitarbeiter*innen der Digitalisierung kennen und werden einen Einblick in die Arbeitsschritte und Technologien erlangen. Auch werden sie mit Wissenschaftler*innen aus der Abteilung Data natures zusammenarbeiten, die sich u.a. mit Umweltevidenzpraktiken und Emissionen, Dronen-gesteuerten Sichtbarkeitsregimen, und Erhaltungszucht befassen.
Mit Hilfe methodologischer Ansätze aus der Organisations- und Laborethnografie werden wir uns den Themen Digitalisierung, Evidenz, Wissensproduktion, Natur und Datenpolitik widmen. In eigenen Projekten werden Studierende das Museum und seine Datenpraktiken (auch historische Praktiken!) beforschen. Ziel ist es, Ansätze für unterschiedliche Datenethnografien zu entwickeln und Fragen, Kritiken und Ergebnisse an das Museum zurückzuspielen. Geplant ist hierbei auch eine öffentliche Präsentation der Ergebnisse in einer Veranstaltung im Experimentierfeld des Museums.
Das Seminar findet auf Deutsch und Englisch statt. This seminar is taught in German and English. |