Wir äußern häufig entgegengesetzte Meinungen darüber, ob z.B. ein bestimmtes Kunstwerk schön ist oder nicht. Ist es möglich, dass diese scheinbar widersprüchlichen Äußerungen beide gleichzeitig wahr sind? Und angenommen sie können beide wahr sein, ist es dann tatsächlich der Fall, dass sich die fraglichen Äußerungen widersprechen? Relativist*innen bejahen üblicherweise beide Fragen. Ihnen zufolge hängt die Wahrheit einer Äußerung nicht nur von deren Gehalt und vom Zustand der Welt ab, sondern auch von zusätzlichen Faktoren – wie z.B. ästhetischen Standards etc. Relativistische Ansichten dieser Art sind in den letzten Jahren aus genuin semantischer Perspektive neu überdacht und auf die solide Basis einer Doppel-Index-Semantik gestellt worden. Dies führte nicht nur zu einer Präzision relativistischer Thesen, sondern eröffnete auch neue und elegante Lösungen unterschiedlichster philosophischer Probleme. Wir werden im Rahmen des Seminars zunächst unter Rekurs auf einflussreiche Texte von D. Kaplan und D. Lewis wichtige semantische Grundlagen klären. Anschließend werden wir uns mit J. MacFarlanes Version des Relativismus auseinandersetzen und anhand von weiterführenden Texten unterschiedlicher Autor*innen dessen Vor- und Nachteile diskutieren.
Die Veranstaltung wurde 16 mal im Vorlesungsverzeichnis WiSe 2020/21 gefunden: