Kommentar |
Die Verneinung ist eine gemischte (Sprech-)Handlung aus Sinn und affektiver Kraft, die sich gegen etwas oder gegen jemanden richtet. Friedrich Nietzsche und Sigmund Freud haben ein breites Spektrum an Varianten des Nein-Sagens und Nein-Tuns untersucht, das vom Vergessen, Verleugnen und Verdrängen über das Verwerfen, Verraten, Vernichten bis hin zur Zensur, zum Ressentiment und zur Grausamkeit reicht. Neben körperlichen und aisthetischen Praxisformen der Verneinung (Erbrechen, Abstoßen, Wegsehen, Durchstreichen) untersuchen wir politische Dimensionen verneinender Sprech- und Bildakte (Verachtung, Hate Speech, soziale Abjektion, Rassismus) und fragen, welche impliziten Bejahungen demgegenüber Verneinungskünste wie Kritik, Widerstand, Protest und Revolte aufweisen. Die Auseinandersetzung mit theoretischen Texten ist mit der Einladung zur eigenständigen Erarbeitung von Fallgeschichten verbunden.
Teilnahmebedingung: Erstellung eines Sitzungsprotokolls sowie Mitwirkung in einer Expert*innengruppe zur Erarbeitung von Diskussionsfragen für eine Sitzung. |
Literatur |
Sianne Ngai, Ugly Feelings, Cambridge, MA/London 2005.
Konzeptgruppe „Invektivität“, Invektivität – Grundzüge eines neuen sozial- und kulturwissenschaftlichen Forschungsparadigmas, in: Kulturwissenschaftliche Zeitschrift 1 (2017), S. 2-24. https://content.sciendo.com/view/journals/kwg/2/1/article-p2.xml?language=de |