Kommentar |
Eine ganz gewöhnliche Situation: Ich gucke mir ein gerahmtes Foto von einem kleinen Mädchen und denke: „Das bin ich. Dieses Mädchen und ich jetzt: Das ist ein und dieselbe Person“. Klar, das kleine Mädchen und ich jetzt unterscheiden uns in vielerlei Hinsicht: Zum Beispiel sehen wir anders aus, wir haben andere Vorlieben, Wünsche und Erwartungen und pflegen andere Beziehungen. Trotzdem bin ich überzeugt, dass hier nicht zwei Personen vorliegen, sondern eine. Ganz ähnliche Annahmen machen wir nicht nur über uns selbst, sondern auch über andere Personen: Ich gehe davon aus, dass meine WG-Mitbewohnerin, die gerade vor mir steht, dieselbe Person ist wie die, die mir gestern die Tür geöffnet hat, weil ich meinen Schlüssel vergessen habe. Doch stimmen solche Annahmen überhaupt? In diesem Proseminar beschäftigen wir uns mit solchen Annahmen. Wir diskutieren folgende Frage: Was muss der Fall sein, damit eine Person von einem Zeitpunkt zu einem anderen persistiert – also weiter-existiert? In anderen Worten: Was können Personen alles „überleben“ und was würde ihre Existenz beenden? Erinnerungsverluste, Gehirntransplantationen, Zerstörung von bestimmten mentalen Eigenschaften? Im Seminar diskutieren wir unterschiedliche Antworten auf diese Fragen. Wir lesen vor allem Texte aus der zeitgenössischen Literatur. Teilnahmevoraussetzung für das Seminar ist die Bereitschaft, philosophische Texte auf Englisch zu lesen. |