Kommentar |
Theoretischer Ausgangspunkt ist ein erweitertes, geschlechtersensibles Konzept von Prekarisierung. Es umfasst neben prekärer Erwerbsarbeit auch Paar- und Nahbeziehungen, Liebe, Sorge, Anerkennung, Geschlechterverhältnisse, Teilhabe, Gesundheit, Wohnen, Zukunftsperspektiven. Auf der Basis einer aktuellen Studie (Wimbauer/Motakef 2020a) setzen wir uns im Projektseminar mit der gegenwärtigen COVID-19-Pandemie auseinander. Wir fragen, wie das Coronavirus Sars-CoV2 für die Menschen und gesellschaftlich in Erscheinungen tritt: Welche Auswirkungen zeichnen sich ab für die Einzelnen, ihre sozialen Beziehungen und Einbindung, für das Soziale, die Wirtschaft, die Geschlechterverhältnisse und für soziale Ungleichheiten? Diese Fragen sollen v.a. aus einer geschlechtersoziologischen Subjektperspektive empirisch untersucht werden. Es geht also nicht um abstrakte gesamtgesellschaftliche Analysen, sondern die konkreten Fragen müssen qualitativ-empirisch zu erforschen sein. Die Frage soll vorzugsweise an den Individuen-in-Beziehungen (vgl. Wimbauer/Motakef 2017a, b) anknüpfen (mündliche Befragungen, Beobachtungen; eventuell auch Textanalysen von Blogs, Stellungnahmen u.a.).
Im SoSe 2020 arbeiten wir uns anhand Wimbauer/Motakef (2020) in den Forschungsstand zu Prekarisierung und Geschlecht ein. Zudem geht es um aktuelle Beiträge zur Sars-Cov2-Pandemie. Gerade hier sind Studierenden aufgerufen, selbst aktuelle Literatur zu recherchieren und vorzubereiten.
Neben der Lektüre der Pflichttexte, viel elektronisch vermittelter Kommunikation und der eigenen Recherche ist ein Input-„Referat“ (in einer online-Variante) und/oder Sitzungsmoderation obligatorisch sowie das Verfassen einiger Kurzessays/schriftlicher Ausarbeitungen. Zentral ist ein eigenes empirisches Projekt zu konzipieren (Fragestellung, theoretischer Hintergrund, methodisches Vorgehen), das gegen Ende des SoSe 2020 vorgestellt und im WS 2020/21 durchgeführt wird.
Das Projektseminar wird wegen der COVID-19-Pandemie als online-Kurs stattfinden. Wie dies sinnvoll möglich sein kann, werden wir gemeinsam sehen. Die Umstände setzen besonders voraus, dass sich die Teilnehmer*innen sehr engagiert, zuverlässig und eigenständiger als in der Präsenzlehre am Seminar beteiligen, eigene Literatur recherchieren und eigene Fragestellungen für ihre Projekte entwickeln und Exposees erstellen (auch in Gruppen möglich).
Im zweiten Teil des Projektseminars (Wintersemester 20/21) steht die Umsetzung der Projektideen im Vordergrund und sollen Teilergebnisse der Einzelprojekte diskutiert werden. Diese sind zuletzt im Seminar zu präsentieren und in einem Forschungsbericht darzustellen.
Insgesamt erfordert das Projektseminar unabdingbar einen Internetzugang sowie umfangreiche Kommunikation und Zusammenarbeit zwischen den Teilnehmer*innen, sehr gute Vorbereitung auf die Sitzungen (Lektüre aller Basistexte, Recherche, Referate, Moderation etc.), viel Flexibilität mit dem neuen Lehrformat und ein sehr hohes Engagement im Seminar sowie bei der zeitintensiven Durchführung und Auswertung der vorgesehenen Studien. |