Kommentar |
In Las tres vanguardias schrieb Ricardo Piglia: »Uno puede imaginar el origen del relato a partir del modelo del viaje. Se puede soñar con el primer narrador: alguien que se va de la tribu, cruza la frontera y vuelve para narrar.« In dieser Beschreibung einer Urszene, die die Notwendigkeit von Erzählen begründet, verleiht der argentinische Schriftsteller und Literaturkritiker dem Reisen eine spezifische Bedeutung: Das Erleben von etwas Ungekanntem, das außerhalb der eigenen Grenzen liegt, führt bei Rückkehr zum Bericht. In einem solchen Bericht sind jedoch aber niemals nur Fakten enthalten: Die Erzählung ist markiert vom Anlass der Reise, von den zurückgelegten Wegen, von der spezifischen Begegnung mit Menschen, Tieren und der Natur vor Ort sowie von den Gefühlen, die in diesen Zusammenhängen entstehen und dem Wissen, das auf der Reise erlangt wird.
Im Seminar setzten wir uns daher anhand exemplarischer Texte mit der Frage auseinander, welche Reisen in der spanischsprachigen Welt seit dem 15. Jahrhundert vermehrt unternommen wurden. Daran anschließend beschäftigen wir uns mit den unterschiedlichen Beweggründen, die die Reisenden veranlassen ihre Heimat zu verlassen, und stellen diese Motive in den Kontext historischer Umstände und politischer Entwicklungen. Zuletzt beleuchten wir welche Informationen die Erzählung des anderen Ortes beinhaltet und welche ästhetischen und rhetorischen Strategien darin verwendet werden.
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