The methodological is political – unter diesem Titel plädiert die Philosophin Alice Crary für nicht-neutrale Methoden in der Thematisierung patriarchaler Verhältnisse (Radical Philosophy 2.02, June 2018). Die Idee, dass sich Objektivität nur durch Parteilichkeit erreichen lässt, teilen radikale feministische Ansätze mit der auf Marx und die „Frankfurter Schule“ zurückgehenden Tradition kritischer Sozialforschung. Auch dort werden die vorherrschenden sozialwissenschaftlichen Methoden dafür kritisiert, soziale Phänomene gerade dadurch zu verzerren und zu naturalisieren, dass sie scheinbar neutral abgebildet werden.
Forschendes Lernen: In diesem interaktiven Forschungsseminar gehen wir der Frage nach, wie Theorien schon auf der methodischen Ebene konservativ oder progressiv sein können – zunächst anhand konkreter Fälle emanzipatorischer Wissenschaftskritik. Je nach Interessen und fachlichen Hintergründen der Teilnehmenden kann das beispielsweise die Kritik an der Modellbildung in der VWL oder am methodischen Nationalismus in der Soziologie sein. Den Hauptteil des Seminars wird anschließend die eigenständige kritische Auseinandersetzung mit einer konkreten Studie oder Forschungsrichtung ausmachen.
Teilnahmevoraussetzung ist folglich das Interesse, sich eigenständig mit sozialwissenschaftlicher Forschung auseinanderzusetzen. Die Veranstaltung richtet sich entsprechend primär an Studierende der Sozialwissenschaften im weiten Sinne (Ethnologie, Gender Studies, Geschichte, Politikwissenschaft, Regionalwissenschaften, Soziologie, VWL usw.). Willkommen sind aber Studierende aller Fächer, insbesondere auch Philosoph*innen mit Interesse an Wissenschaftstheorie und kritischer Theorie.
Format: Angesichts der aktuellen Pandemie werden wir mit (technisch niedrigschwelligen) Online-Formaten und Peer-Review experimentieren.
Die Ergebnisse des gemeinsamen Forschungsprozesses sollen zum Abschluss öffentlich präsentiert werden. Die konkrete Form dieser Präsentation bestimmen die Teilnehmenden selbst.
Lektüre zur Vorbereitung: Einleitung: Zum Verhältnis von Forschungsmethoden und Gesellschaftskritik, in: Leanza, Matthias, Ulrike Freikamp et al. (Hg.): Kritik mit Methode? Forschungsmethoden und Gesellschaftskritik, Berlin: Dietz 2018, S. 7-18.
Kontakt bei Fragen und Anmeldung zur Teilnahme: robert.ziegelmann[at]hu-berlin.de |