Farbbegriffe und Objektivität / Colour Concepts and Objectivity - Detailseite

Farbbegriffe werden oft als Beispiele für subjektive oder sekundäre Qualitäten herangezogen – und zwar deshalb, weil sich die Farbwahrnehmung und die Anwendung der Farbterminologie angeblich schon von Person zu Person, erst recht aber von Kultur zu Kultur und schließlich zeitübergreifend unterscheidet. Über diesen Grund wird seit anderthalb Jahrhunderten erbittert gestritten. Wir werden einige linguistische und sprachphilosophische Texte aus der Tradition dieses Glaubenskriegs lesen, u.a. die relativistischen Klassiker von B.L. Whorf und von E. Sapir, aber auch deren Gegenpositionen aus der neueren linguistischen Forschung zu Farbbegriffen, die von B. Berlin und P. Kay revolutioniert worden ist. Als sprachphilosophischen Hintergrund werden wir W.V.O. Quines Begriff des Beobachtungssatzes verwenden. In dem Forschungsseminar geht es weniger um den philosophisch dubiosen Bereich der Farbmetaphysik als vielmehr um diejenigen realwissenschaftiche Ergebnisse konkreter Forschug, aus denen sich eventuell metaphysische Schlüsse ergeben könnten.

Berlin, Brent / Kay, Paul: Basic Color Terms. Their universality and evolution. (Berkeley: University of California Press, 1969.

Regier, Terry / Kay, Paul / Khetarpal, Naveen: "Color naming reflects optimal partitions of color space". PNAS 104 No 4 (January 2007), pp. 1436-1441. [Im Netz unter: https://doi.org/10.1073/pnas.0610341104]